Bülent Ceylan mit seinem Programm „Kronk“ in der Sparkassen-Arena
Von Jörg Meyer
Kiel. Sein zehntes Programm „Kronk“ ist fast schon abgespielt, bevor Comedian Bülent Ceylan im nächsten Jahr mit „Lass mal lache“ und dem Film „Verpiss dich, Schneewittchen!“ seinen Erfolgskurs fortsetzen wird. Bekanntlich kommt aber das Beste oft zum Schluss, und so ist Ceylan vom sonst als etwas reserviert geltenden norddeutschen Publikum so begeistert wie dieses von ihm: „Kiel ist krass am kronkesten!“
Das darf das Publikum in der Sparkassen-Arena durchaus als Kompliment begreifen, denn „kronk“, meint nicht einfach nur „krank“, sondern so etwas wie angenehm neben und auf der Spur all der Krankheiten gegenwärtiger Gesellschaft. In solcher „Migräne mit Migrationshintergrund“ ist Ceylan ohnehin ein Meister, aber Kiel treibt seine spontanen Witze auf die Spitze. Das mag daran liegen, dass die nach dem Willkommensruf des Muezzin mit allerlei Pyro-Knallerei gereckte Wacken-Kralle des langmähnigen Metal-Fans von den hiesigen „Wikingern“ sogleich verstanden und goutiert wird. Auch daran, dass es dem Liebhaber „kronker“ Worte reichlich Futter liefert. „Wenn man mal muss, wie heißt das bei euch?“, fragt der Mannheimer. „Pieschern“, tönt es aus dem Auditorium, und das Wort lässt Bülent den ganzen Abend nicht mehr los, so „vornehm“ findet er es.
Doch nicht nur Kieler sind im Publikum, auch ein „Flüchtling“ aus Flensburg, eine Griechin, ein Albaner und ein Italiener. „Krass multikulti“ also, was Ceylan anregt, über all die Nationalitäten nach eigenem Bekenntnis „politisch unkorrekte“ Witze zu machen und sich darüber zu freuen, dass diese hier – „anders als im Osten“ – richtig verstanden werden: nämlich als Lachen über die Bespiegelung der eigenen Vorurteile. Falls es doch jemand falsch verstehen sollte, und das gehe auch an die Terroristen, ruft ihm Bülent zu: „Herzlich willkommen, egal woher du kommst, Hauptsache, du bist Mensch und verhälst dich korrekt.“
Der Sohn einer katholischen Deutschen und eines muslimischen Türken steht für das Projekt, dass sich unterschiedliche Kulturen – auch die Kieler – gegenseitig mit Humor befruchten, statt sich zu befeinden. Manchmal aber werde der „Monnemer, hochdeutsch: Mannheimer“ in ihm wach. Also geben sich seine Figuren die Ehre: der linkische Harald, der „anatolische Hengst“ und trotzdem Frauenversteher Hasan, der schlicht, aber mit reichlich „Mudda-Witz“ gestrickte Hausmeister Mompfreed und die esoterische Diva Anneliese. Die Hitler-Parodie „Jetzt wird Doitsch gesprochen!“ habe er „hier in Kiel zwar voll verkackt“, aber das macht nichts. Das Publikum ist ganz auf seiner Seite.
„Es gibt hier Momente, da hab’ ich noch mehr Spaß als ihr“, lobt Bülent. Wenn am Ende die Ovationen stehende sind, hatten beide „krass kronken“ Spaß.
Infos: www.buelent-ceylan.de
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