Die A cappella Party im Audimax präsentierte am Wochenende 17 Kieler Gruppen
Von Jörg Meyer
Kiel. Alle Jahre wieder und doch jedes Mal erfrischend neu und anders: Auch die 28. A cappella Party war im Audimax an zwei Abenden mit jeweils 1200 Zuhörern wieder komplett ausverkauft, diesmal sogar schneller als Wacken. Kein Wunder, denn die ACP ist nicht nur das Gipfeltreffen von 17 Kieler Ensembles vom Quartett bis zum großen Chor, sondern heißt nicht umsonst Party. Auf den Hörsaaltischen neben Erwartungsfreude auf die zumeist glockenklaren Stimmen auch allerlei adventliches Gebäck und der ein oder andere Glühwein: pickneckische Wegzehrung für insgesamt fast acht Stunden Vokalpracht.
Das diesjährige Motto lautet eine Woche vor dem Fest passend „Weihnachten“, ein Weihnachtslied ist somit für jede Gruppe Pflicht. Entsprechend leiten TonArt den Sonnabend mit einem solchen aus Schweden ein und fahren fort mit Paul McCartneys nicht minder besinnlichem „Michelle“. Das Image Boygroup werden „nur wir“ wohl nicht wieder los, obwohl sie viel besser singen als die meisten dieses Genres. Mit einem lustigen „Hörspiel“ entführen sie in Santa Claus’ Lappland und haben sogar eine Uraufführung als Mitsinggeschenk im Sack. Jazzica werfen ihren anfänglich aufgesetzten Heiligenschein ab, wenn sie auf Linkin Parks „Roads Untraveled“ mit starken Soli gen Bethlehem reisen. Combo Vocale sind ebenfalls auf dem Weg – mit Udo Jürgens nach New York und Hawaii, also ins heilige Schlagerland. Mit einem humorigen Medley englischsprachiger Xmas-Songs sind auch Quartettrapack „den Migrationsbewegungen heutiger Zeit auf der Spur“.
8erbahn liefert nach Pop-Songs von Coldplay und Imagine Dragons das obligatorische Weihnachtslied ironisch als Postscriptum. Die Stimmgewaltigsten sind wiedermal Multiple Voice – „in perfect harmony“ bei Paul McCartneys weihnachtsfriedlich gedeutetem „Ebony & Ivory“. DeKielaSunrise haben mit Billy Joels „And So It Goes“ die zauberhaften Tränen im Knopfloch und mit einer stummen, nur geposeten „Stillen Nacht“ die Lacher auf ihrer Seite. EMMA macht mit einem innigsten Choral auf heilige und sonstige Nächte den Abgesang auf die erste Party, um sie mit Beatbox und Rap aus 21 Pilot’s „Stressed Out“ für den After Glow gleich wieder zu eröffnen.
Den Sonntagnachmittag eröffnen die „Godfathers of ACP“ Take Four mit einem Weihnachtschoral aus dem 16. Jahrhundert, machen sich dann aber gewitzte Gedanken über sehr Weltliches wie den Phosphatgehalt von Dönern. Fürs Menü an der Krippe empfehlen sie die Pasta aus Dean Martins „That’s Amore“. Auf dass die Weihnacht swinge wie die Wiege des Christkinds, singen ihm Hello Music ein „Lullaby Of Birdland“. Glänzend wie der Weihnachtsstern geht das U20-Quartett „absolüt“ erstmals am A cappella-Himmel auf – mit einem selbst geschriebenen Lied und ebenfalls selbst arrangierten Covern von Rihanna sowie einem wundervollen „Sound Of Silence“. „männerüberschuss“ bewegen sich im Slalom durch Close Harmony und A cappella-Comedy, bevor als Überraschungsgast die Vokalensembles des Ernst Barlach Gymnasiums beweisen, dass die Jugend mit den „alten Hasen“ stimmlich mehr als mithalten kann. Art de Chor singen sich filmreif durch den Soundtrack der Austin-Powers-Persiflagen. Genauso humorvoll nehmen InTakt das weihnachtliche Motto – auf Bayrisch.
In Sachen Humor ist allerdings das Quartett Komplett nicht zu toppen, wenn es im „Dschungelbuch“ die Affen tanzen, den Bär steppen und das Publikum jubeln lässt. Möge das doch wie der Loop am Ende des „Kriminaltangos“ nie vorbei gehen. Aber keine Angst, nächstes Jahr ist ja wieder Weihnachten und die Liederlein können wieder kommen.
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