Weihnachtsliedersingen des Kieler Knabenchors in St. Nikolai

Von Jörg Meyer

Kiel. So weiß wie der „leise rieselnde Schnee“ eingangs des Weihnachtsliedersingens des Kieler Knabenchors in St. Nikolai wird die Weihnacht wohl nicht, aber umso harmonischer. Mit meist moderneren Sätzen traditioneller Weihnachtslieder, unter anderem von Hugo Distler und Felicitas Kuckuck, stimmte der Chor auf die Festtage ein.

Eingeschworen harmonisch: Der Kieler Knabenchor und sein Leiter Hans-Christian Henkel (Foto: st-nikolai.de)

Besonders eingeschworen ist die Harmonie zwischen Knabenchor und seinem Leiter in den Sätzen aus Hans-Christian Henkels eigener Feder. Etwa bei dem deutlich von der Stimmkultur der King’s Singers inspirierten „Hark! The Herald Angels Sing“, das von einem Septett vorgetragen zu den innigsten Stücken des Abends zählt. Auch „Maria durch ein Dornwald ging“ wirkt in Henkels Satz mit versetzten Stimmen ungemein lebendig und zugleich von solcher Zartheit, dass dem Zuhörer die Szenerie nicht nur musikalisch nahe kommt – und vor allem nahegeht.

Neben einem so besinnlichen Fest ist Weihnachten aber auch eines der Freude. Dem trägt der Chor Rechnung in konzertdramaturgisch geschicktem Wechsel zwischen Kontemplation („Es kommt ein Schiff geladen“, Chorsatz von Ernst Pepping ergänzt um eine ungemein farbig registrierte Orgelimprovisation von KMD Volkmar Zehner) und Jauchzen („Joy to the world“ und „In dulci jubilo“). Unterstrichen werden solche unterschiedlichen Gestimmtheiten durch die ausgewogene Dynamik des Chorgesangs: geschmeidig im Forte, von hoher Intensität im Piano.

Der Titel des Liedes „Haben Engel wir vernommen“ könnte somit Motto des Konzerts sein, das mit einem gemeinsam gesungenen „Die Nacht ist vorgedrungen“, einer zugegebenen „Stillen Nacht“ und unter großem Beifall die Weihnacht schon vorwegnimmt.