Hans Scheibner mit „Auf ein Neues“ im Komödianten-Theater

Von Jörg Meyer

Kiel. Kaum etwas, was angekündigt war für die neuerliche Jahresrück- und Vorschau „Auf ein Neues“, brachte das kabarettistische Urgestein Hans Scheibner an zwei ausverkauften Abenden auf die Bühne des Komödianten-Theaters. Seinen umso persönlicheren Jahresrückblick siedelte er in ganz privaten Sottisen an, als der Generation „Alt-68er“ zugehörig wissend, dass gerade das Private politisch ist.

„Alt ist er geworden, unser Hans“, erlauscht man dem Pausengespräch von wenig jüngeren Altersgenossen. Aber „unser Hans“ trägt seine modischen Sneakers und die unmodernen Hosenträger auch mit 81 Jahren immer noch bewusst in Rot. Doch er will gleich zu Beginn „raus aus der Anstalt“ des politischen Tagesgeschäfts, die im vergangenen Jahr „Irre“ von den nordkoreanischen vice versa nordamerikanischen „Raketenindianern“ über Putin und Erdogan bis hin zu kleineren Machtsüchtigen wie Jamaika-Torpedierer Lindner in seinen neu hochgezogenen Mauern versammelte. Von „Martin Schulz(e)s Gesulze“, der wohl ewigen Merkel und „VW und Benz im Bescheißen ohne Konkurrenz“ lieber gleich zu schweigen.

Alt, aber weise: Hans Scheibner (Fotos: ögyr)

„Mit diesem Lied hab’ ich 2017 schon abgegessen“, meint Scheibner, spürt noch kurz den geschredderten NSU-Akten, in ebensolches Jenseits des vorzeitigen Vergessens beförderten Hähnchen-Küken und dem neuen Prostitutionsgesetz, das eher den Freiern als den Huren nützt, nach und erbittet ansonsten eine „Politik-Pause“. Denn das politische Kabarett ist – wiedermal – in einer Krise, wenn die Politik sich selbst kabarettisiert, wenn es von Witzfiguren jeden twitternden Tag übertrump(f)t wird.

Dennoch gibt Scheibner nicht auf, er verlegt nur die Politik ins Private, wo einem das Lachen ebenso vergeht. „Ja, ich merk’ schon, Sie haben früher mehr gelacht“, greint Scheibner ein bisschen bitter über die Ungeduld der Nicht-Digital-Natives, sondern analogen Oldies. Das ist ein 1:0, manchmal aber auch ein 0:1 gegenüber denen, die nicht länger als 30 Sekunden auf eine Pointe warten mögen. Jenen wie all den Mächtigen wirft Scheibner entgegen: „Ihr selbst seid für den Wahnsinn verantwortlich!“ Und natürlich fühlt sich keiner gemeint. Es sind immer nur die anderen, die „kleinen Angestellten“, die sich allzu früh ihren Chefs ergeben und daher untergehen.

„Doch die Liebe wütet weiter, und die Eifersucht stirbt nie“, singt Scheibner vieldeutig in der Zugabe. Und das darf man dem alten Mann und Recken als Altersweisheit eines langen Kabarettistenlebens abnehmen.