Das Kieler Gospel-Event präsentierte das Gotteslob auch mal rockig-poppig
Von Jörg Meyer
Kiel. „Hallelujah!“, das ist der Freudenruf aller Gläubigen, dass Gott allgegenwärtig ist, liebend und tröstend zugleich. Beim Kieler Gospel-Event in der voll besetzten Nikolaikirche gaben sich acht Gospel-Chöre aus Kiel und Umgebung solchem Gotteslob hin – in innigen Balladen, vor allem aber im von Pop, R’n’B und Rock inspiriertem Jubel, den das Publikum mitklatschend und -singend teilte.
Lift up your voice machen den Anfang und geben im bewegten Titelsong auch gleich die Losung für den Abend aus: „Rejoice! – Jubelt!“ Dazu gibt es auch allen Grund, wenn der Gospelchor Gaarden beweist, dass solcher Gottesdienst unbedingt tanzbar ist. „Oben, unten, rechts, links – und hopp!“, da macht das ganze Publikum mit. Ein Rhythmus, bei dem auch bei den Black Swans, die sich ganz bewusst als Gospel-Pop-Chor bezeichnen, jeder mit muss. Mit Rhythm’n’Blues und stimmgewaltigem Pop bittet der Chor ebenfalls zum Tanz am Altar, zumindest zum fröhlich den Fuß Mitwippen.
Nicht minder beseelt im Takt der himmlischen Heerscharen wiegen sich Get Spirit hymnisch oder im pulsierenden Balladenton, bereichert von höchst respektablen Solostimmen. Dem Wort und der Gnade Gottes zu vertrauen und musikalisch zu folgen, schafft auch bei Rich Sound eben solchen. „Weil ich geliebt werde (von Gott), kann ich meinen Kopf (an seiner Schulter) ausruhen“, heißt es – freilich auf Englisch – im Song, der mit E-Gitarren-Begleitung sich alles andere als ausruht, sondern rockige Akzente setzt.
Höchste Stimmkunst in close harmony bieten die Free Gospel Singers. Mit – krankheitsbedingt – nur sieben Stimmen wissen sie, kammermusikalisch zu verzaubern. Dazu gibt es vereinzelte Bravos aus dem Publikum und das ganz zurecht. Mit komplex polyphonen Sätzen geht der kleine Chor weit über das hinaus, was Gospel sonst ist. Gospiration gehen es in ihrem „Hosianna In The Highest“ rockig an. Ein „Good Day“ ist mit ihnen ein jeder des Herrn. Die Kiel Gospel Singers besingen solchen mit Boogie- und Swing-Verve zum Mitklatschen. Und wenn am Ende alle Chöre zusammen mit dem Publikum Leonard Cohens „Hallelujah“ anstimmen, sind alle Religionen, die an den einen, barmherzigen und liebenden Gott glauben, singend vereint.
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