Planting Robots präsentierten ihren „elektro-organischen Indiepop“ im Savoy
Von Jörg Meyer
Bordesholm. Kaum jemand kennt sich im zeitgenössischen Pop-Business so gut aus wie Dirk Hoppe (Gesang und Keyboard), Ingo Hassenstein (Gitarre) und Stephan Emig (Schlagzeug und Elektronik). Die drei Wahl-Hamburger spielten schon mit Größen wie Gregor Meyle, Klaus Lage, Nina Hagen und Stefanie Heinzmann, Stephan Emig kennt man zudem als Percussionist der Jazz-Combo triosence. Vor einem Jahr taten sie sich zum Trio Planting Robots zusammen, mit dessen Debütalbum „Roots“ und neuen Songs sie das Savoy … nun ja, nicht rockten. Denn Rock, auch dessen progressive Spielart sowie Elektro-Pop beschreiben den eigenwilligen Ritt quer durch vielerlei Stile nur ungenügend.
„Elektro-organischer Indiepop“, wie Dirk Hoppe es nennt und dazu Einflüsse von Radiohead über The Police und Jamie Cullum bis hin zu Herbie Hancock aufzählt, passt als Aufkleber einer noch gar nicht erfundenen Schublade schon besser. Im Opener freilich geht’s erstmal ganz klassisch hardrockend zur Sache: „Yearning“ eröffnet mit ruppigen Gitarrenschlägen voll auf die Zwölf. Auch „Wasted“, der Song „für alle Ex-Freundinnen von Ex-Freunden“, ist noch recht sparsam in der später zu hörenden, beinahe in jedem Takt wechselnden stilistischen Vielfalt. Eigentlich, wünscht sich Hassenstein, sollte man dazu sogar tanzen. Schwierig in einem Kino mit seinem flauschigen Sixties-Charme.
Stichwort Kino: „Wir spielen in manchmal echt strangen Locations, aber ein Kino ist für uns eine Weltpremiere“, erzählt Hoppe. Vielleicht aber gerade der richtige Ort für das musikalische Kopfkino, das die Robots jetzt anregen, etwa mit den gänzlich untanzbaren, ungeraden Rhythmen in der Ballade „Why Would I Leave“. Weniger sperrig geht’s im Liebeslied „Getting Stronger“ zu, um im neuen Song „Intended Illusion“ die „Rauchbomben“ gegen die vermeintlich ewigen Wahrheiten des Rock zu zünden.
Wie entsteht solche – sagen wir ruhig schlicht – „neue“ Popmusik? Das Trio lässt sich hier gern hinter die Kulissen schauen: Im Probenraum, rein improvisatorisch und sich gegenseitig so inspirierend, dass man am Ende gar nicht mehr sagen könne, von wem was stammt und welcher Einflussgeber aus der Plattenkiste wessen Kopfs springt. „If You Left“ sei so entstanden, als reine Improvisation, bei der glücklicherweise ein Band mitlief, von dem man den Song dann in mehrwöchiger Produktionsarbeit wieder extrahiert habe. Musik aus dem Zettelkasten also, zwischen dessen Fächern munter hin und her springend, mit spiralig sich verdichtenden Loops aus Synthie, Drums und Gitarrenriffs. Wie in „All The Way“ klingt das, als hätten die Beatles mit Santana und Pink Floyd gejammt. Oder wie bei „Home“ mitten aus der Garage einer dörflichen Punkband mit Coldplay-Stickern auf den Gitarren. Und zugleich hat eben jenes „Home“ den urbanen Puls der quirligen Großstadt in sich.
Manchmal wirkt das ein wenig zu intellektuell für Rock, Pop und Co. Fast erfrischend daher, wenn uns Planting Robots am Schluss aus solchen Elfenbeintürmen wieder auf den Boden rockender Tatsachen führen – mit „I Can’t Sleep“ und dem funky eingängigen „Bittersweet“. Und da sind die Ovationen im Kino dann auch stehende.
Inos und Hörproben: planting-robots.com.
Übrigens: Am kommenden Freitag (23.2.2018) ist Stephan Emig mit triosence im Savoy zu hören.
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