Kieler Sommertheater 2018: Shakespeare-Komödie als Tanz- und Step-Musical auf dem früheren MFG5-Gelände

Von Christoph Munk

Kiel. Vorläufig ist auf dem Asphalt nur eine gelbe Linie als Umriss einer großen Wolke zu sehen. „Hier wird später unsere Bühne errichtet“, sagt Daniel Karasek, der Generalintendant des Kieler Theaters. „Und da drüben, auf der rot markierten Fläche, werden die Zuschauer auf einer Tribüne sitzen.“ Der Blick geht nach Südosten, wo im Märznebel die Förde verschwimmt.

Gelbe Farblinie am Boden, die Förde im Hintergrund: Daniel Karasek präsentiert den Schauplatz des Sommertheaters 2018. (Foto: Munk)

Noch beschreibt Karasek nur das Gelände nahe am Wasser, wo früher das Marinegeschwader 5 zuhause war und das sich ab 29. Juni in den Schauplatz für das Sommertheater 2018 verwandeln soll. Man möge sich warme Abende vorstellen, Sonnenuntergänge im Rücken, die See vor Augen, dazu Komödienspiel, Tanz und Musik. Das Stück verrät der Theaterchef hier noch nicht.

Wenig später, im fußläufig entfernten Schiffercafé am Holtenauer Tiessenkai, wird vor versammelter Mediengemeinde der Titel dann unvermeidlich: William Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“ muss es werden, als „Das Musical“ und als Uraufführung ins Open-Air-Geschäft gebracht, angereichert durch Songs von Martin Tingvall (Musik) und Regy Clasen (Texte), neu und „modern“ übersetzt von Regisseur Karasek selbst und der Dramaturgin Kerstin Daiber. Die Bühne vor der Förde-Kulisse hat Lars Peter entworfen, Claudia Spielmann wird die Akteure einkleiden, die Choreografin und Step-Trainerin Lucy Costelloe hat schon angefangen, den Kieler Schauspielen und wenigen Gästen Beine zu machen. Videos und Live-Musik, intoniert von einer etwa sechs-köpfigen Band, sind vorgesehen, die Komödie zum Tanz- und Step-Spektakel aufzuwerten.

„Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist …“, so beginnt Shakespeares Text, als begehre die Handlung dringend nach melodiöser Unterhaltung. Dem soll abgeholfen werden: Der als „Popstar des Jazz“ gehandelte Martin Tingvall aus Schweden und die Sängerin und Liedermacherin Regy Clasen aus Hamburg arbeiten gegenwärtig schon intensiv an ihrem Auftrag nach Liedern und Tänzen; etliche Titel liegen fertig vor. Und für die Presseleute ist bereits eine Kostprobe vorbereitet: Jennifer Böhm singt, am Klavier begleitet von Axel Riemann, „eine Ballade natürlich“, einen zart gewebten, energisch jazzigen, liebessehnsüchtigen Pop-Song vom Wunsch nach Flügeln und der Klage über ein Herz ohne Gold.

Im Hintergrund strandet ein Schiff: Lars Peter erläutert den Entwurf seines Bühnenbildes. (Foto: Munk)

„Ich hatte noch eine Rechnung mit dem Shakespeare-Text offen“, begründet Daniel Karasek die Stückwahl mit Blick auf seine jüngste „Was ihr wollt“-Inszenierung vor wenigen Jahren. Und irgendwie passe die Geschichte gut zum neuen Spielort, „einer ganz besonderen Location vor traumhaft maritimer Kulisse – spektakulärer Fördeblick inklusive“. „Und wo in Kiel“, fragt der Theaterleiter weiter, könnte ein Open-Air-Musical, das auf der Trauminsel Illyrien spielt, besser stattfinden?“ Stimmt, wenn man – abweichend von der Historie – Illyrien für eine Insel hält. Und stimmt auch, wenn unabhängig von weiträumigen Parkplätzen die Fragen der öffentlichen Zuschauerbeförderung geklärt sind: Shuttle-Busse oder gar Fördeschiffe? Immerhin kommt die Premiere per Video-Übertragung in die Stadt, wenn auch nicht an alle bisherigen Orte.

14 Aufführungen sind vom 29. Juni an auf dem ehemaligen MFG-Gelände geplant, etwa 950 Zuschauer werden dort jeweils Platz finden. Der Kartenverkauf beginnt heute, am 14. März. Ihn fördert sicherlich die Hoffnung auf einen freundlichen Sommer und laue Theaterabende. Generalintendant Daniel Karasek und sein Team jedenfalls möchten die Erinnerungen an Kälte und Nässe vergangener Open-Air-Erfahrung mit „Romeo und Julia“ (2014) und „Die Räuber“ (2016) gern verdrängen. Es möge doch nicht geschehen, wovon der Shakespeares Narr am Ende der Komödie singt: „Und der Regen, der regnete jeden Tag …“

Termine und Info: www.theater-kiel.de