Zwölf Musikerinnen und Musiker aus Schleswig-Holstein haben Rilke-Gedichte neu vertont

Von Jörg Meyer

Lutterbek. Bei Gedichten von Rainer Maria Rilke denken viele an bedeutungsschwangere Fin de Siècle-Melancholie. Aber es gibt auch noch einen anderen Rilke, der „mit seinen Worten Licht in eine dunkle Welt bringt“, so die Kieler Sängerin Lou alias Heike Schmidt. Nachdem sie sich vor gut einem Jahr an eine Chanson-Vertonung von Rilkes Gedicht „Herbsttag“ gemacht hatte, reifte der Plan, noch andere Musikerinnen und Musiker einzubeziehen und Rilkes Lyrik in einem musikalischen Abend neu zu entdecken. Das eigens dafür gegründete Rilke-Ensemble feiert nun unter dem passenden Motto „Es ist Zeit!“ damit am Sonnabend im Lutterbeker Premiere.

„Kann man Rilkes Gedichte auf zeitgemäße Art musikalisch interpretieren, ohne den Gehalt seiner Gedichte dabei zu verraten?“, fragte sich das mittlerweile 12-stimmige Ensemble anfangs noch etwas zweifelnd, ob man „dieses Abenteuer wagen“ könne – und vor allem dürfe, sich so einem „Großdichter“ in Chansons und Pop-Songs neu zu nähern. Die Scheu war jedoch schon bei den ersten Proben überwunden. „Uns hat die Sinnlichkeit der Rilkeschen Poesie zusammengeführt“, so Lou. „Und wir haben es beim Rilke-Ensemble mit einem absoluten Glücksfall zu tun, denn über die Hälfte des Ensembles kann komponieren.“ So entstand aus berühmten Rilke-Gedichten wie „Der Panther“ und auch weniger bekannten eine Vielfalt von zuweilen sogar recht poppigen Chansons, „die weniger Rilkes Leiden als vielmehr seine Leidenschaft hör- und fühlbar machen“.

Hatte die Idee zu dem musikalischen Rilke-Abend: Lou alias Heike Schmidt.

Und damit auch die eigenen Leidenschaften der Musikerinnen und Musiker. „Zur Jahrtausendwende begegnete mir das erste Mal Rilkes ’Herbsttag’“, berichtet Lou, die in verschiedenen Kieler Bands und Gospel-Chören schon seit ihrer Schulzeit in den 80er Jahren Musik macht, von ihrer ganz persönlichen Erfahrung mit Rilke. „In einer Zeit persönlichen und beruflichen Wandels“, hätten Rilkes Worte ihr „im Alleinsein ein inniges Gefühl von Verbundenheit und Trost“, vermittelt.

In den 19 Songs wird Rilke also nicht als „totem Dichter“ gehuldigt, vielmehr als einem, der uns auch nach mehr als 100 Jahren noch etwas zu sagen weiß. Und dafür ist es ganz gewiss an der Zeit.

Premiere: Sbd., 17.3.2018, 21 Uhr, Lutterbeker (Lutterbek, Dorfstr. 11). Infos, Hörproben und weitere Termine sowie Kartenbestellung: www.rilke-ensemble.de.