Der Schweizer Comedian Alain Frei gastierte im Kieler Schloss

Von Jörg Meyer

Kiel. „Wie funktioniert eigentlich Standup Comedy?“, fragt sich und die Zuhörer im gut besuchten Festsaal des Kieler Schlosses der aus der Schweiz stammende Comedian Alain Frei. Es gebe da viele klischeehafte Vorstellungen, von denen er uns mit seinem aktuellen Programm „Mach dich frei“ befreien wolle.

Das gelingt nur mäßig, denn Frei bedient zunächst alle Klischees. Da klingen gleich zu Beginn Alphörner und Almglocken aus dem Off, und der Eidgenosse des Humors fragt, was es denn in Kiel außer ihm zu bestaunen gebe. Das Meer natürlich, die Förde aber, durch die Fenster sichtbar, hält er als „Bergbewohner“ für einen Fluss. Heiterkeit über so viel gespielte Unkenntnis. Ebenso über das inhaltsleere Gespräch mit einem ungewöhnlich mitteilsamen Gast.

Lachen über das Lachen: Alain Frei (Pressefoto: Jonas Sorgalla)

Sind somit die gar nicht so sprichwörtlich wortkargen Norddeutschen eingemeindet, macht sich Frei über seine Landsleute und ihren „goldigen“ Dialekt her. Auf der Alm wird zum Beispiel nicht „geküsst“, sondern man tauscht „ein Schmutzli“. Und fluchen könne man auf Schwizerdütsch auch nicht. Die Deutschen hingegen hätten so hart klingende Worte wie „Bierschinken“ oder so seltsam unlogische wie „Doppelhaushälfte“.

Richtig lachen können darüber nicht alle. „Na und?“, denkt mancher und wartet, ob da noch eine wirkliche Pointe kommt. Die liefert dann eine kieksende Lacherin aus dem Publikum. Steilvorlage für Frei, der sich die Freiheit nimmt, über das Lachen zu lachen. Auch so ein Klischee: Ein Standup Comedian muss – um jeden Preis – in Kontakt zum Publikum bleiben, wenn’s schon mit den Witzen nicht klappt.

Befreiend, wie der Titel ankündigt, sind solche Lachsalven kaum. Im Gegenteil, Frei bleibt ein Gefangener seines Befreiungsversuchs, wenn er etwa über „Pupsen im Fahrstuhl“ sinniert. Mit solchem Duft der Freiheit entlässt er uns in die Pause, in der sich der ein oder andere frei fühlt, zu gehen.