Kathrin Mayr inszeniert am Landestheater Shakespeares „Wie es euch gefällt“

Von Hannes Hansen

Foto: Landestheater

Rendsburg. Es ist eines der zugleich beliebtesten wie schwierigsten Stücke Shakespeares, dieses „Wie es euch gefällt“ aus dem Jahr 1599, als der erfolgreiche Stückeschreiber und Theaterunternehmer auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft stand. Eine Mischung aus romanischer Komödie mit Klamaukelementen, Schäferspiel, Gesellschaftssatire, heiter-bitterem Zynismus, poetischem Wortwitz und groben Zoten. Typisch elisabethanisches und Welttheater zugleich.

Am Hofe Herzog Fredericks, der seinen älteren Bruder Herzog Senior entmachtet und ihn in die Verbannung geschickt hat, herrscht Macht statt Recht. Das Schicksal der ungleichen Brüder spiegelt sich in dem des seines Erbes beraubten Orlando, dem der Erstgeborene Oliver nach dem Leben trachtet. Wenn dann noch dazu kommt, dass sich Orlando Hals über Kopf in Fredericks Tochter Rosalind und die in ihn verliebt, dass alle vor der Verfolgung durch den erbosten Herzog fliehen müssen, Rosalind sich als Mann verkleidet, um die Liebe Orlandos zu prüfen, und alle im Wald von Arden eine ideale Gegenwelt finden, dann ist das Chaos erst einmal vollkommen, bis am Ende wundersamer Weise alles, alles gut ist.

Foto: Landestheater

Kathrin Mayr gelingt es am Schleswig-Holsteinischen Landestheater recht gut und (meist) in sich stimmig, das Verwechselspiel um Macht und Liebe in Szene zu setzen. Auf Katharina Philipps mit bunten Leuchttafeln als Mittelding zwischen Hollywoodshow und Rummelplatz beziehungsreich gestalteter Bühne setzt sie auf einen Schelm anderthalbe und wendet einen seit etwa einem halben Jahrhundert gebräuchlichen Trick an. Sie erweitert die Theaterkonvention der Shakespeare-Zeit, alle Frauenrollen von Männern spielen zu lassen, indem sie konsequent cross-casting anwendet und nicht nur Rosalind von Simon Keel und ihre Freundin Celia von Christian Simon, der auch die verliebte Schäferin Phoebe gibt, spielen lässt, sondern auch den nach Rache und Liebe dürstenden Orlando mit Katrin Schlomm besetzt. Das funktioniert recht gut, weil Shakespeares Spiel mit den Geschlechterrollen und seine ebenso melancholischen wie bitterbös entlarvenden Merksätze – „Die Welt ist eine Bühne, und Frauen wie Männer nichts als Spieler“ – so eine weitere Pointe erfährt.

Aus der außer den Genannten mit René Rollin als die beiden Herzogsbrüder, Lorenz Baumgarten als Oliver und der Schäfer Silvius durchweg schauspielerisch anständig besetzten Inszenierung möchte man drei Mitwirkende besonders hervorheben. Da ist zum einen Timon Schleheck als brachialer Catcher Charles wie als gewitzter Clown. Da sind aber vor allen Katrin Schlomm, die den zartbesaiteten Jüngling Orlando ebenso überzeugend gibt wie den wutschäumenden Rächer seiner Ehre, und Simon Keel, der mit der nicht eben einfachen Aufgabe, eine Frau zu spielen, die einen Mann gibt, der eine Frau darstellen muss, mit großer Spiellust und mitunter etwas karikaturhaftem Aplomb nachkommt.

Infos & Termine: www.sh-landestheater.de.