Stadtmuseum Warleberger Hof zeigt Fotografien aus den Kieler Stadtteilen
Von Hannes Hansen
Kiel. Mit dem Ausstellungsprojekt „Fotoporträt Kieler Stadtteile. Von der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre“ setzt das Stadtmuseum Warleberger Hof (Dänische Straße 19) vom 22. April bis 4. November 2018 seine Reihe fotografischer Dokumentationen des Kieler Stadtbildes fort. Es befasst sich nun mit den einzelnen Stadtteilen und Bezirken, die den städtischen Raum ausmachen.
Die rund 300 ausgestellten Schwarz-Weiß-Fotos stammen vorwiegend von dem Kieler Pressefotografen Friedrich Magnussen, der als Bildreporter viele Orte zu besonderen Anlässen aufsuchte und mediengerecht ablichtete. Sein umfangreicher Nachlass von mehreren hunderttausend Fotos bietet einen reichhaltigen Fundus, um Profil und Entwicklung verschiedener Stadtteile zu dokumentieren. Aber auch andere Kieler Fotografen wie Hermann Nafzger, Peter Cornelius oder Manfred Hebekerl lieferten solche Aufnahmen. Das Material befindet sich größtenteils im Bestand der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte und wird vom Stadtarchiv Kiel verwahrt und bereitgestellt.
Die fotografischen Aufnahmen von Straßenzügen, einzelnen Bauten, Geschäften ebenso wie von Volksfesten, Wochenmärkten oder Vereinen und Arbeitsstätten aus der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre spüren dem sich wandelnden Lebensgefühl in den verschiedenen Stadtteilen nach – sowohl in den typischen Marine- und Arbeiterquartieren, in den Vorstadtsiedlungen, im Villenviertel Düsternbrook als auch in den erst spät eingemeindeten Bauerndörfern wie Meimersdorf. Mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Entwicklungspotenzialen bilden sie alle gemeinsam den urbanen Raum der Großstadt Kiel.
Die Bilder regen an, sich mit dem Verhältnis der Stadtteile zueinander und zur Stadt als Gesamtheit auseinanderzusetzen und geben damit auch den heute aktuellen Fragestellungen von Stadtentwicklung und Stadtplanung eine historische Perspektive. 30 Kurztexte geben Grundinformationen zu den Stadtteilen mit Daten zu Einwohnerzahl und Größe.
Die Landeshauptstadt Kiel ist heute in 30 offizielle Stadtteile eingeteilt. Meistens bilden ein oder mehrere Stadtteile zusammen einen der insgesamt 18 Ortsteile mit je einem Ortsbeirat als politischer Vertretung. Oft sind die genauen Statteilgrenzen den Bewohnern kaum bekannt. Insbesondere im Innenstadtbereich sind sie fließend, unterschiedliche Charakteristika von Stadtteil zu Stadtteil kaum erkennbar. Auch in der Ausstellung sind die Stadtteile nicht immer scharf voneinander getrennt.
Die Stadtteile von oft sehr unterschiedlicher Größe und Einwohnerdichte haben alle ihre eigene Geschichte, charakteristischen Ortsbilder und sozialen Gefüge mit spezifischen lokalen Identitäten. Sie entstanden sukzessive durch Eingemeindungen rund um die Altstadtinsel als Gründungskern an der Förde bis an die Peripherie des ländlichen Umlandes.
So beginnt der Ausstellungsrundgang bei der Innenstadt und zieht sich in die Randbereiche des Ostufers, streift den ländlich geprägten Süden Kiels und endet nach einem Blick auf die westlichen Stadtteile im Norden des Kanals. Einschneidend für die städtebauliche Entwicklung der Stadt als Ganzes ebenso wie der einzelnen Stadtteile waren die rasanten Wachstumsphasen vor dem Ersten Weltkrieg mit großflächigen Eingemeindungen sowie die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und der moderne Wiederaufbau, der fast allen Stadtteilen ein neues Gesicht gab.
Der Fokus der Ausstellung liegt auf der Nachkriegszeit und damit auf einer Epoche, in der nicht nur ein starker Wandel stattfand, sondern die auch noch im Gedächtnis vieler Museumsbesucherinnen und -besucher präsent ist. Ganz bewusst zielt die Ausstellung auf den Erinnerungseffekt, insbesondere bei detailreichen Fotos von örtlichen Situationen, die sich längst verändert haben, die viele jedoch noch kennen und nun wiederentdecken können.
Viel mehr als die Gesamtheit der Landeshauptstadt sind es die Stadtteile, die als oft langjährige Wohn- und Arbeitsorte den ganz persönlichen Lebensalltag der Bevölkerung bestimmen. An diesen Quartieren macht sich die regional gebundene Identität der Bewohnerinnen und Bewohner fest, und damit auch das heute wieder viel diskutierte Heimatgefühl.
Manche Stadtteile sind reine Wohnquartiere, manche halten besonders viel Infrastruktur mit Zentralfunktion bereit (Südfriedhof), manche viel Gewerbe (maritime Standorte am Ostufer, Hassee) und andere wiederum sind vor allem als Flächenreserve eingemeindet worden (Moorsee, Rönne). Einige Stadtteile sind besonders maritim geprägt, andere wiederum aus Sonderentwicklungen heraus entstanden wie Mettenhof, aber auch Schilksee mit dem Olympiazentrum. Darüber hinaus gibt es Stadtteile mit überwiegend zentraler Funktion für Kiel wie die Altstadt mit ihren Einkaufsstraßen von überregionaler Ausstrahlung, die aber nur wenig Wohnraum bietet. Manche Stadtteile sind langsam gewachsen, andere zeigen einen einheitlichen Zeitschnitt in der Bebauung – so etwa große Teile Elmschenhagens. Für die Lebensqualität und Charakter des Stadtteils ausschlaggebend sind auch die soziale Gliederung oder die Bevölkerungsstruktur, ebenso wie das Angebot an Infrastruktur und Kultur vor Ort.
„Fotoporträt Kieler Stadtteile. Von der Nachkriegszeit bis in die 1980er Jahre“, 22.April bis 4. November
Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum Warleberger Hof, Telefon (0431) 901-3425
Ausstellungseröffnung: Sonntag, 22. April, 11.30 Uhr.
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr, donnerstags 10 bis 20 Uhr
Eintritt frei
Öffentliche Führungen: sonntags 11.30 Uhr. Kosten: 1 Euro pro Person.
Gruppenführungen nach Vereinbarung unter Telefon (0431) 901-3488 oder 901-3425. Kosten: 50 Euro pro Führung.
Führungen für Schulklassen auf Anfrage unter Telefon (0431) 901-3488. Kosten: 1 Euro pro Person.
Begleitprogramm im Warleberger Hof:
Donnerstag, 3. Mai, 19 Uhr, „Rund um die Hörn“.Armin Diedrichsen liest Geschichten, Anekdoten und Reiseberichte über das alte Kiel. Musikalische Begleitung durch Thomas Goralczyk (Klavier) und Martin Karl-Wagner (Flöte)
Vorverkauf über Buchhandlung Erichsen unter der Kieler Telefonnummer 98 30 50 und Wagners Salonquartett unter der Telefonnummer (04521) 745 28
Kartenpreis: 16 Euro pro Person.
Donnerstag, 30. August und 20. September, jeweils 18 Uhr
Abendführungen durch die Ausstellung mit Ernst Mühlenbrink inklusive Umtrunk im Gewölbekeller
Anmeldungen unter der Kieler Telefonnummer 901-3425
Eintritt: 7 Euro pro Person.
Donnerstag, 18. Oktober, 19.30 Uhr
Die Eingemeindungen in die Stadt Kiel – Vortragsveranstaltung mit Historiker Julian Freche
Eintritt frei.
Sonntag, 21. Oktober, 11 bis 12.30 Uhr
„Kiel Collagen“ – Kreativ-Workshop mit der Künstlerin Uta Kathleen Kalthoff
Anmeldungen unter der Kieler Telefonnummer 901-3425
Eintritt frei.
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