In der Konzertreihe Neue Musik Eckernförde musizierten die Duos Gelland und Reflexion K

Von Jörg Meyer

Eckernförde. Den 80. Geburtstag des Komponisten Hans-Joachim Hespos im März nahmen das Lübecker Violin-Duo Gelland und das Eckernförder Duo Reflexion K zum Anlass, bei der Konzertreihe Neue Musik Eckernförde in der Nicolai-Kirche den Klang an seinen Wegrändern zu erforschen.

Hespos’ „Duma“ (für Alt-Flöte), was so viel wie „Wüste“ heißt, entführt in eine solche Wildnis zwischen Stille und exaltierter Wut. Komponiert 1980 während eines längeren Israel-Aufenthalts, lenkt uns der Komponist durch die Wüste zu den Wassern, beide „weit gespannt, starr stumpf, wie irre gefetzt, tänzelnd bewegt“ und mit „äußerst brutalem Kreischschrei“. All diese Vortragsbezeichnungen setzt Beatrix Wagner kongenial um.

Duo Gelland (Foto: Trolle Gelland)

Genauso die Violinen von Cecilia und Martin Gelland im von Vogelstimmen inspirierten und von Hespos ihnen auf den Leib geschriebenen „aeri“, das am Ende die Klammer bildet. Da wird gekeckert, gezwitschert und klickgelautet, dass es gerade an diesem Sommertag eine Freude ist. Wut ist hier zuweilen zärtlich. Wie auch die Lust und Wut Luigi Nonos am nahenden Ende, die er in seinem letzten vollendeten Stück „Hay que caminar“ träumerisch verdichtet: Zwei Violinen auf dem Weg durchs Leben und die Kirche, in der Performance des Duos eine buchstäbliche Wanderung, mal flink und tänzerisch schreitend, dann verharrend, nachsinnend – dem Tode wie dem Leben nah.

Hespos-Schüler Gordon Kampe bringt hingegen Beatrix Wagner rappende Flötentöne bei. Sein „heavy metal“, das er eigens für sie komponierte, verlangt der Solistin einiges ab. Sie muss nicht nur wütend blasen, Plosive lippenformen, sie soll auch in die Flöte sprechen nach Textfragmenten aus Schönbergs „Mondestrunken“ in „Pierrot Lunaire“, Mozarts „Bäsle-Briefen“ und dem Falco-Hit „Rock me, Amadeus“.

Fast schon esoterisch wirkt dagegen Gerald Eckerts „fuori“ für Flöte und Cello. Die Wüste der Stille wird hier kurz vor oder nach dem Verschwinden mit eiligen Flüssen an den Wassern Babylons befeuchtet. Fremde Sprachen, fremde Klangflüsse, die sich dennoch direkt in ein vertrautes Hörerlebnis übersetzen.