Die Sinfonietta Cracovia und die Geigerin Yi-Jia Susanne Hou gastierten bei der Konzertreihe Eckernförde in der Stadthalle

Von Jörg Meyer

Eckernförde. Mit einer „Sinfonia de Navitate“ eines unbekannten Komponisten des polnischen Barock eröffnete die Sinfonietta Cracovia unter Leitung des Konzertmeisters Maciej Lulek ihr Konzert im Rahmen der Konzertreihe Eckernförde in der gut besuchten Stadthalle – trotz des Weihnachtsthemas frühlingshaft beschwingt. Mit Violinkonzerten von Bach und Mozart, und Sinfonien von Haydn und Mendelssohn Bartholdy spannte das Programm den Bogen vom Barock bis zur Romantik.

Bachs „Violinkonzert E-Dur, BWV 1042“ war zu seiner Zeit recht modern, definierte es doch das „Konzertieren“ italienischen Musters, also den Wettstreit zwischen Solist und Streichorchester, über das bloße Frage-Antwort-Spiel hinaus zu einem mannigfaltig verwobenen Dialog, der die Klassik bereits erahnen lässt. Die vielfach preisgekrönte Solo-Geigerin Yi-Jia Susanne Hou trägt dem Rechnung, indem sie in den schnellen Ecksätzen beherzt die Führung übernimmt, aber sich auch zart zurückhält, wenn das Orchester im Adagio gleichsam aquarellhafte Tupfer setzt – den Malgrund für ihre scharfen, beinahe grafischen Striche.

Die Geigerin Yi-Jia Susanne Hou. (Foto: ögyr)

Ihre Virtuosität nimmt Hou hier dennoch zurück, gibt dem Orchester Raum, ihr den Klangteppich auszurollen. Nicht anders in Mozarts „Violinkonzert Nr. 4 D-Dur, KV 218“. Wo sie sich meist als Teil des Orchesters begreift, darf sie in den Solo-Kadenzen beherzt zart glänzen, welche Chance sie mit die Romantik vom Barock aus schon andeutendem Spiel nutzt. Bach wird so als zeitloser Komponist und Wegbereiter einmal mehr sichtbar.

Felix Mendelssohn Bartholdy komponierte seine erst in den 1950er Jahren im Nachlass wiederentdeckte „Sinfonia X, h-moll“ im zarten Alter von zwölf Jahren. Ein früher Geniestreich, der nur selten zu hören ist, weil Mendelssohn später noch weit genialere folgen ließ. Mutet das Werk zunächst recht konventionell an, zeigt es in der Interpretation der Sinfonietta Cracovia bald, wie es zwar Einflüsse aus Barock bis Wiener Klassik aufnimmt, aber schon über sie hinausweist.

Nicht anders Haydns „Sinfonie Nr. 43 Es-Dur“, genannt „Merkur“, die im Eingangs-Allegro vor allem in den Bläsern beherzt auftrumpft, aber im mit Sordino gespielten Adagio zärtlich und sanft zu flüstern weiß. Ein Wechselbad der Gefühle, das mit dem tänzelnd dargebotenen Menuetto und dem fulminanten Finale zu Bach zurück und auf Mozart und Mendelssohn vorweist.