Die A-cappella-Chöre Jazzica und Fanjazztic gaben sich auf der Niederdeutschen Bühne ein Stelldichein
Von Jörg Meyer
Kiel. Eine gelungene Generalprobe für die Teilnahme am Deutschen Chorwettbewerb in Freiburg legt der A-cappella-Chor Fanjazztic auf die Bretter der Niederdeutschen Bühne. Den Lübecker Chor hatte der Kieler Frauenchor Jazzica zu einem Doppelkonzert eingeladen.
Mit dynamischem Body-Beat in Jamie Cullums „The Same Things“ eröffnen Fanjazztic. In Stings folgendem „Fragile“ mit harmonisch komplexem Auftakt zeigt der Chor, dass er auch die leiseren Balladentöne beherrscht, aber stets in den Startlöchern steht, mit effektvollen Akzenten die Polyphonie in den Pop zu bringen. Jazz eben, der zuweilen „spicy“ wird wie in „Chili con carne“.
Dass das Kieler Publikum „eines der A-cappella-kundigsten“ sei (Chorleiter David Hoffmann), beweist der reiche Beifall für James Taylors Klassiker „Secret of Life“. Die poppige Polyphonie kann swingen, wie Fanjazztic mit „Pass Me the Jazz“ von der Real Group hören lassen. „Take me on a jazzy diet“, heißt es darin – hier wird die Diät zum Füllhorn des Chorklangs. Reichhaltiges Futter für den Wettbewerb, bei dem die Lübecker sicher reüssieren werden. Das Volkslied „Wenn ich ein Vöglein wär’“ singen sie zum Abschluss so sanft, dass die darin liegende Sehnsucht spürbar wird.
Den Pop in zuweilen geradezu sinfonische Polyphonie bringen ebenso Jazzica. Zunächst mit „Talk“ der dänischen Kollegen Postyr, worin ein Trauriger wundervoll ermutigt wird. Dann – ganz anders, weil ungemein „sexy“ – mit Eurythmics’ „Sweet Dreams“. Jazzy Glamour-Pop singen Jazzica unter Leitung von Till Kindschus mit dem Titelsong zum Bond-Film „Tomorrow Never Dies“.
Aber Jazzica kann noch ganz anders. Sie spannen den Bogen von Brahms’ „Die Braut“ über „Dat du min Leevsten bist“ (arrangiert von Oliver Gies) bis zu dem Revolutionslied „Die Gedanken sind frei“, das sogar die Töne polyphon befreit.
Und wenn als vorletzter Song Linkin Parks „Roads Untraveled“ erklingt, weiß man, dass schleswig-holsteinische Chöre beim Deutschen Chorwettbewerb überzeugen werden – diesmal nicht mit Jazzica, aber Fanjazztic, beide im selben Geist des Jazz im Pop.
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