Federspiel begeisterten bei FolkBaltica im KulturForum
Von Jörg Meyer
Kiel. Dass sich das Wiener Bläserseptett Federspiel ganz international gibt, zeigt sich im gut besuchten KulturForum schon bei der Begrüßung mit einem herzhaften „Moin Moin“ und „Grüß Gott“ von Trompeter und Moderator Philip Haas. Mit voller Blechbläser-Power starten Federspiel zugleich tänzerisch. Schon im ersten Stück machen sie klar, dass hier kein „Musikantenstadl“ veranstaltet wird, sondern traditionelle Volksmusik von Almdudler und Schuhplattler bis zum alpenglühenden Jodler ironisch gebrochen wird, und dass ihre ungemein vielfältigen musikalischen Heimaten von den Alpen bis zum nordischen Fjell und zur mexikanischen Sierra reicht.
Aber nicht nur strahlend schmettern kann Federspiels Blech, auch gold-warm glänzen im folgenden choralartigen Stück, das sich bald zu einem flinken Marsch mit Triogesang steigert. In „Wien, ach, Wien“ lädt die Donaumetropole zum Tanz ein. Zunächst nicht zum Walzer, sondern in einem geheimnisvollen Marsch, wo der Atem der Trompeten eine Trommel mimt. Schließlich folgt daraus aber doch ein seliger Walzer mit schönem Wiener Schmäh. Aus Norwegen brachte Federspiel ein Bad im Wasserfall mit. Aus der verwunschenen Harmonik à la Grieg steigt schließlich ein Gnom, der koboldisch keck auftrumpft. Den Rhythmen der Großstadt haben Federspiel in New York erspürt. Im vor- und nachklappernden 15/8-Takt, durch perkussives Spiel des Blechs (ploppendes Schlagen aufs Mundstück) und unterstützt von Elektronik, rattert die Stadt wild durcheinander, und das Stück gerät beinahe zum Techno. Ruhiger und bewusst mit dem Kitsch der Blasmusik spielend ist der Soundtrack zum alpinen Wetterpanorama.
Da mischt sich manches Schmunzeln unter die begeisterten Bravos, bei den ruhigeren Stücken auch mal ein gerührtes „Ach, schön …“ sowie Szenenapplaus für das zuweilen geradezu artistische Spiel. Federspiel lassen ihr Alpenglüh’n leuchten, strahlen und spitzen es manchmal fast rockig zu. Die unterschiedlichen musikalischen Heimaten und (Folk-) Stile verbinden sie und kreieren damit eine weltmusikalische Heimat. Das so virtuos und (selbst-) ironisch, dass es eine wahre Freude ist. Und wenn in der Zugabe eine besonders eingängige Alpenmelodie nicht nur geblasen, sondern auch gesungen wird, stimmt das Publikum bereitwillig ein. Spätestens dieser Ohrwurm lässt die Alpen auch an der Förde glüh’n.
Infos und Hörproben: www.feder-spiel.net.
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