Das Göttinger Symphonie Orchester beschloss in der Stadthalle die aktuelle Saison der Konzertreihe Eckernförde
Von Jörg Meyer
Eckernförde. Immer wieder gern kam der Dirigent Christoph-Mathias Mueller mit dem Göttinger Symphonie Orchester nach Eckernförde. Da er sich nach 13 Jahren Leitung nun von „den Göttingern“ verabschiedet, wollte er es sich nicht nehmen lassen, eines der letzten Konzerte mit dem GSO in Eckernförde zu geben und damit auch die aktuelle Saison der dortigen Konzertreihe zu beschließen.
Voller sprühender Einfälle ist Franz Schuberts „Fantasie f-moll“. Das urspüngliche Klavierwerk erschien posthum in einer kongenialen Orchestrierung von Josef von Mottl und ist für das Ensemble eine Steilvorlage, ein wahres Klangfarbenfeuerwerk zu zünden. Die langsamen Streicherwellen, aus denen ein melancholisches Bläsermotiv vorsichtig tastend immer wieder „auftaucht“, gestalten Mueller und das GSO zwischen den Polen Lyrik und Dramatik. So hellt sich die „Winterreise“-Stimmung bald fröhlich auf, kippt wiederum in hochdramatisches Aufbegehren und einen Veitstanz, den das Orchester ganz bewusst ruppig darbietet. Die harschen Wechsel dirigiert Mueller nicht nur, er „mergelt“ sie wie ein Bildhauer die Skulptur aus dem sensiblen Klangapparat.

Legten sich bei Schuberts und Schumanns Fantasien mit Leib und Seele ins Zeug: Das Göttinger Symphonie Orchester und Geiger Sebastian Bohren. (Foto: ögyr)
An die Grenzen des Existenziellen geht auch Robert Schumann in seiner „Fantasie C-Dur für Violine und Orchester“. Obwohl der Solopart, für den Geigerfreund Joseph Joachim geschrieben, höchst anspruchsvoll ist, gibt ihn Sebastian Bohren ohne virtuosen Impetus. Vielmehr lotet er die Geheimnisse der Gefühle aus, streicht lyrisch zart bis hin zur Rauheit in den Forte-Passagen und folgt somit dem Geist des Komponisten wie des damaligen Solisten, von dessen Violinspiel Clara Schumann schrieb, sie habe „noch nie ein solches“ gehört. Bohrens Spiel ist dabei nicht nur ein Hörgenuss, auch ein optischer, wenn er sich über die üblichen Solistengesten hinaus körperlich buchstäblich ins Zeug legt.
In Schuberts „Rondo A-Dur für Violine und Streicher“ agiert er deutlich milder und sanglicher, mit jugendlicher Verve, zugleich aber mit einer – im positiven Sinne – „erwachsenen“ Abgeklärtheit. Romantik von ihrer sanfteren, nicht derart existenziellen Seite, freilich ohne gefällig zu wirken.
Mit Joseph Haydns „Sinfonie Nr. 104, D-Dur“, der letzten „Londoner“, rundet sich der Konzertabend schlüssig ab. Wie in den Fantasien von Schubert und Schumann, wenn auch nicht derart die Form brechend, musiziert hier ein freier Geist zwischen Lyrik, (Volks-) Tanz und Dramatik des Künstlers.
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