Das Emil Brandqvist Trio stellte im Kulturforum sein neues Album „Within A Dream“ vor

Von Jörg Meyer

Kiel. „Grimsholmen“, auch genannt „Bobergs Udde“, sind für den schwedischen Jazz-Drummer Emil Brandqvist Orte der Kindheitserinnerungen, die ihn und sein Trio für jene Art des nordisch-lyrischen Jazz inspirieren und prädestinieren, den man gewöhnlich im stilbildenden Label ECM findet. Sein jüngstes Meisterwerk „Within A Dream“ ist hingegen beim Hamburger Label Skip Records erschienen – vielleicht kennen sich die Deutschen mit Wäldern doch besser aus. Im gut besuchten Kulturforum stellte es das Emil Brandqvist Trio vor.

Denn ums Wildern in (Ur-) Wäldern des Modern Jazz wie des Impressionismus à la Debussy und Satie und chopinesker Romantik – bis hin zum Barock à la Bachscher Polyphonie – geht es allenthalben. Mit „Stay A Little Longer“ hat Brandqvist seinem zehnjährigen Sohn ein süßes „Lullaby“ geschrieben, beobachtet ihn im quirligen „Starlings“, wie er fröhlich Fußball spielt, und versinkt in „Skog“ („Wald“) umso intensiver in jener nordischen Neben- und Nebelwelt, welche die Poesie des Jazz so ganz eröffnet.

Emil Brandqvist Trio im KulturForum (v.l.: Tuomas A. Turunnen, Emil Brandqvist, Viktor Turgard, Fotos: ögyr)

Doch die Wälder können auch wilder, wie der finnische Pianist Tuomas A. Turunen beweist. Er setzt dem Trio die Marke „Piano-Jazz“ auf. Denn er ist der Mann der impressionistisch loopenden Intros, die wie ver- oder gar ausgewilderte Etüden klingen. Und hernach echauffiert er sich so intensiv, dass man fast an Free Jazz denken möchte. Moderatoren sind da Kontrabasser Viktor Turgard und Emil selbst.

Es geht um Gleichgewichtsgewinnung. Es geht um die Lyrik der Ekstase. Beides wird errungen. Wie eine kakophone Kinderhupe oder ein wirr gewordener Brummkreisel klingt es in „A Day In Memories“. Dann wieder als ganz sanfte Ballade in „Du Håller Min Hand“. Das Trio spielt virtuos mit den Gegensätzen. Hier wird Händchen gehalten, dort ist es die rockig harte Faust.

Wie aber ruft der Wald? Er will es so, dass es aus den romantisch-impressionistischen Elogen wild, wilder, wildest, noch wilder heraus schallt. Daher diese kaum erahnten, dann umso ohrenscheinlicheren Steigerungen in die Ekstase bis zum Exzess. Nach Streicheleinheiten mit sensibelstem Jazzbesen macht uns Emil Brandqvist auch gern mal die „Schießbude“. Und trotz solcher Extreme bleibt seine Klangfarbengestaltung auf den Fellen und Blechen immer höchst sublim und differenziert. Eben ein Wilderer in weltgewandt weichgezeichneten Wäldern.

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