Fil Campbell und Tom McFarland mit „Together“ im Kulturforum
Von Jörg Meyer
Kiel. Als „poetische Reise ins Land des grünen Klees“ kündigt Veranstalter Barney Hallmann das Konzert des nord-irischen Singer-Songwriter-Duos Fil Campbell und Tom McFarland mit ihrem aktuellen Album „Together“ an. Zwar ist das Publikum im Kulturforum – wetterbedingt – an zwei Händen abzählbar, der Intensität der Lieder des Duos tut das dennoch keinen Abbruch.
Mit „I Want Some Sunshine In The Rain“ eröffnen Sängerin und Gitarristin Campball und Perkussionist und Sänger McFarland ihre Reise über die grüne Insel melodisch gefällig. Zwar wirken die „Farben der Sterne“, die man einander „im Himmel“ entdecke, eher einsilbig, zwar scheint Campbells Stimme etwas angegriffen und nicht ganz auf intonatorischer Höhe. Dennoch ist die Kraft spürbar, die beide aus ihrer Heimat schöpfen. Zumal wenn sie ihr fern sind. Campbell, die jeden Song mit einer kleinen Entstehungsgeschichte einleitet, empfand großes Heimweh nach der irischen Küste bei einem Aufenthalt in New York. Dort gibt es ein Haus, das aus Irland Stein für Stein auf einen Wolkenkratzer gesetzt wurde, von dem man „my own little isle so far away“ ganz deutlich sehe, Meeresrauschen und das ewige Grün inklusive.
Nicht anders fühlten sich die beiden bei einem Ausflug auf die Hallig Hooge. Eine wundervolle Mär’ erzählen sie von dort in „Island Love“, nämlich die eines alten Paares, das dort in einem gemeinsamen Grab liegt, so geht die Legende. Solch innige Geschichten seien immer traurig, habe ein schottischer Dichter gesagt, weiß Fil Campbell. Aber sie seien so traurig, um uns „die Traurigkeit zu nehmen“. Dass Lieder derlei können, beweisen die beiden mit ihren.
Zwar mag niemand der Wenigen im Publikum die Refrains mitsingen, wozu das Duo immer wieder auffordert, aber zumindest mitsummen im Wechsel zwischen Ebbe und Flut an der irischen und Wattenmeer-Küste. Melodisch und harmonisch interessanter im (Un-) Glücksklee-Reigen der Balladen ist kurz vor der Pause „Ready For The Storms“. Da geht es tänzerisch wilder zu, wie wir es vom Irish Folk gewohnt sind, und es wird um „Gnade“ gebeten für all die heimlichen Heimatträume.
Im zweiten Teil wird das Duo durchaus politisch, wenn in der wohl von keiner der beiden ehemaligen Konfliktpartner akzeptierten nord-irischen „Nationalhymne“ davon gesungen wird, dass es an der Zeit sei, „a little bit more together“ zu sein. Und wenn es im „Birds’ Song“ heißt, dass wir wie die freien Vögel keine Grenzen mehr brauchen – auch nicht die neu errichteten durch den „Brexit“: „Wir haben unterschiedliche Federn und singen verschiedene Lieder. Doch wenn wir zusammen singen, sind wir vereint.“ Das sollte Europa sich hinter die Ohren schreiben.
Infos und Hörproben: www.filcampbell.com.
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