Das Mehr! Generationentheater Kiel feiert Premiere mit „Lichterloh“
Von Jörg Meyer
Kiel. Am Anfang war ein vielschichtiges Wort: „Lichterloh“. Was die 22 Spielerinnen und Spieler des im Oktober gegründeten Mehr! Generationentheaters unter Leitung der Theaterpädagogin Martina Vanicek zu diesem Wort an eigenen Geschichten assoziierten, ist Freitag und Sonnabend im Studio im Schauspielhaus zu sehen.
„Wofür brenne ich, wo habe ich mich auch mal verbrannt, war ich ausgebrannt, und mit wem bin ich vielleicht sogar durchgebrannt oder habe zumindest davon geträumt?“, fragten sich die 22 Laienspielerinnen zwischen 13 und 77 Jahren, davon etwa die Hälfte bereits mit Theatererfahrung, und improvisierten Texte, Figuren und Situationen. Martina Vanicek, nahm die Szenesplitter mit Video auf, verschriftete sie, schaute genau hin, wo „Figuren, gleich ob fiktiv oder real, aneinander andocken“. So entstand ein „Mosaik, in dem jeder von uns ein bunter Splitter ist“, so Mitspieler Frank Koppe.

Im Tanz über Grenzen von Generationen und Kulturen vereint: Das Mehr! Generationentheater. (Foto: ögyr)
„Erleben von Kreativität, die Begegnung mit sich selbst im Austausch mit anderen“, nennt Vanicek zwei Ziele des Projekts. „Mut, an Grenzen zu gehen und sie zu überwinden“, ergänzt eine Mitspielerin. Nicht nur zwischen Generationen, Menschen mit und ohne Handicap, auch zwischen unterschiedlichen Kulturen. So sieht der 2015 aus Syrien geflohene Student Tamim Tawakol in dem Projekt eine „gute Möglichkeit für Integration“, zumal er „seinen Text als einer der ersten perfekt konnte“, freut sich Martina Vanicek.
Wie aber macht man aus rund zwölf Stunden Material ein 90-minütiges Stück, das nicht bloß als Reigen daherkommt und bei dem immer alle Akteure auf der Bühne sind? „Unser Ansatz ist zwar ur-demokratisch, aber Regie funktioniert nicht demokratisch“, weiß Vanicek. Zusammen mit ihren Assistentinnen Inken Marie Beck und Melanie Rossow inszenierte sie daher Szenen mit „Mehrwert über das Persönliche hinaus“, tauschte Textelemente zwischen Figuren, so dass „jede Figur sich verwandelt und am Ende erlöst wird“.
Geglückt wirkt das schon bei der Probe, wo die Figuren in roten Kleidern einander tastend umkreisen und in der Begegnung doch zu einer Einheit werden: „So facettenreich wir sind, sind wir doch eins.“
Aufführungen am 8. und 9. Juni 2018, 18 Uhr im Studio im Schauspielhaus (ausverkauft). Infos: www.theater-kiel.de
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