Die Söhne Hamburgs auf der NDR-Bühne
Von Jörg Meyer
Kiel. „Das Beste am Norden“ sind die manchmal etwas verschrobenen Norddeutschen, mit denen der NDR wirbt. Mit Joja Wendt, Stefan Gwildis und Rolf Claussen, den Söhnen Hamburgs, zeigten am Dienstag drei solche Originale live auf der NDR-Bühne, dass in den vermeintlich drögen Nordlichtern „pures Dynamit“ steckt, zumindest in dieser explosiven Zusammensetzung.
Und auch jede Menge scharfe Salsa, mit der sie in der humorvollen, aber zugleich innigen „Liebeserklärung an eine Fischfachverkäuferin“ das Publikum „nicht mehr vom Haken lassen“. Die Legende dazu liefern Wendt am akrobatischen Boogie-Piano, Gwildis auf dynamischen Drums und Claussen am Ukulele-Bass gleich mit. Mit einem Fischkutter sei schon im 16. Jahrhundert die Salsa in die Karibik gekommen und umgekehrt der Rollmops an die Förde. Historisch nicht ganz korrekt, aber wenn die drei zum Schluss der Ode an die Fischfrau die Samba-Trommeln rühren, könnte man wirklich meinen, sie hätten Salsa im Blut.
„Lass es raus, voll und ganz!“, heißt es im folgenden „Mach’ die Musik so laut du kannst“. Das lässt sich auch das Publikum nicht zweimal sagen und singt den Refrain gleichsam gegen das Vorurteil von den kühlen Norddeutschen lauthals mit. Genauso beim erfrischend coolen „Moin, Moin, Moin, Moin“. Auch mit dem Vorurteil, dass Männer nicht zwei Sachen gleichzeitig machen können, räumt das Trio auf. Gwildis und Claussen spielen gemeinsam den Ukulele-Bass, der eine zupfend, der andere die Saiten greifend, und jonglieren dabei auch noch mit der jeweils freien Hand.
Das ist nicht nur höchst virtuos wie im Prestissimo furioso des „Csárdás“ von Vittorio Monti, sondern auch stets mit Humor gewürzt, wenn sie mitten im schönsten Kieler-Woche-Sonnenschein, wo schon der waschechte Blues aus einer „Regennacht in Hamburg“ wunderschön gegen den Strich bürstete, ihr Weihnachtslieder-Potpourri anstimmen. Freilich mit entsprechend „angepassten“ Texten. Da wird aus den „Jingle Bells“ die „Single-Welt allein am Weihnachtstag“, und „Lars kriegt nichts“ reimt augenzwinkernd gegen das Original „Last Christmas“ an.
Mit Parodien geht es auch weiter, welche hohe Kunst das Trio ebenfalls zielsicher beherrscht. Wenn in „Hört auf die Söhne Hamburgs“ pures Frauenlob in bewusst schmalzigen Soul à la der anderen Söhne, nämlich derer aus Mannheim“, gegossen wird, merkt man, dass man nur parodieren kann, was man auch liebt. Und dafür hat das dynamitische Trio ein sehr großes Herz, in das musikalisch alles von Boogie bis Blues und Jazz bis Joke passt – das begeisterte und mitmachfreudige Publikum nicht zuletzt.
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