Mames Babegenush und LiveStrings begeisterten mit ihrem modernen Klezmer in der Halle 400

Von Jörg Meyer

Kiel. Am besten schmeckt es immer noch bei Muttern, zumal, wenn sie eine arabisch-jiddische ist und das „Baba Ghanoush“, ein Püree aus Auberginen und Sesampaste, so zubereitet wie das Kopenhagener Klezmer-Sextett Mames Babegenush und das Streichquartett LiveStrings ihren „melting pot“ aus Klezmer, Jazz, Swing und Balkan-Pop. Wie das Püree, so der Pop in der beim „Tornado Albastru“ tanzenden Halle 400.

Können Nordmänner und frauen nachempfinden, was seinerzeit den Osten von Rumänien bis Moldavien und darüber hinaus in jiddischer und Gypsy-Tradition bewegte? Wenn, dann das Sextett um den Klarinettisten Emil Goldschmidt und die LiveStrings. Sehr nordisch kommt der Opener „Point 9“ daher. Und mit Tango-Avancen, dem Nachbarn Finnland entlehnt, ist man schnell auf Weltmusik-Tour.

Die schwingt und swingt sich behende zwischen Orient und Okzident, als küsste der Norden den Osten. Und sie jazzt auch aus dem Westen, da wo Tango tickt und teaset und Walzer wärmt und wiegt. Auf die Tradition wird trotz aller Moderne gezählt. In des zeitgenössischen rumänischen Komponisten Emil Kroiters „Strannik“ zum Beispiel, das zwischen Klezmer-Klage und -Freude so bebt, dass es Aufforderung zum Tanz ist. Wären da nicht die selbst bei Sommerhitze eher kühlen Norddeutschen, die sich nur langsam in entsprechende Regung bringen lassen.

Aber der Abend ist noch jung, und vor allem Emil Goldschmidts Klarinette hat noch einige Exaltationen im Rohr. Etwa im „ZamFire“, einer Hommage an den Panflötisten Gheorghe Zamfir. Die startet wie viele der Stücke mit einer Akkordeon-Eloge von Nicolai Kornerup, neben Goldschmidt ein Mastermind der Truppe. Wenn er das Akkordeon atmen bis röcheln lässt, ist viel Jazz mit Bluenotes im Spiel, deren Funke überspringt auf den Kontrabass (Andreas Møllerhøj), die Trompeten und das Flügelhorn (Bo Rande) sowie auf Saxofonist Lukas Rande und nicht zuletzt Drummer Henrik Holst Hansen.

Und mitten drin im sich steigernden Gebläse – geradezu meditativ, wenn Goldschmidt sich ganz loslässt – wirken immer wieder die LiveStrings, vier Frauen, die Kontrapunkte setzen. Kleine Sternstunde ist das von den Mames ursprünglich als Intro komponierte „Before“, das mit seinen unerwarteten Intervallsprüngen Neue Musik mit dem Klezmer verbindet. Nicht nur dafür viel Beifall und schließlich auch Tanz, wie Klezmer es will.

Infos und Hörproben: www.mames.dk