Maria Baptist mit ihrem Klavier-Solo „Resonance“ im KulturForum
Von Jörg Meyer
Kiel. Sie habe mal etwas ganz Neues versucht, berichtet Jazz-Pianistin Maria Baptist: Nur mit wenigen Skizzen, die sie in New York notierte, begab sie sich ins Studio, improvisierte und meditierte dort darüber, und so entstand ihr neues Solo „Resonance“, das sie im KulturForum vorstellte.
„Improvisation und Meditation haben viel gemeinsam“, weiß Maria Baptist. Sowohl in der Improvisation wie auch der Meditation mache sie sich „innerlich leer“, empfänglich für den heiligen Geist der Musik. Und so re- und räsonniert im Opener „Resonance“, dem Titelsong vom neuen Album, ein zunächst weniger blue-genotetes als chromatisches Intro mit dem sanften Groove der Melancholie. Moll sind hier die vorherrschenden Tonarten, doch wandeln sie sich immer wieder in ein Aufbegehren – beinahe wütend.
So ist das in der „urban“ Großstadt New York, in die sich Baptist begab, um deren „Vibes“ meditativ aufzufangen, zu erspüren. Sie gilt als Geschichtenerzählerin auf den Tasten, und dort lagen die Geschichten sprichwörtlich auf der Straße. Noch mehr in „Urban Meditation“, in dem man lauschend flink ratternde U-Bahnen assoziert und stille Straßen, wo das Gaslicht brennt. Oder ein Neon-Plakat flackernd glüht. Weiter mit den Assoziationen beim Zuhören: Vorbei geht’s an einem Jazz-Club im Souterrain, auf dessen Abwärtstreppen der Swing noch einmal angedeutet aufsteigt. Und was perlt da im Piano-Diskant wie Mücken, die um eine Straßenlaterne schwirren …?
Maria Baptists meditative Musik ist bilderreich. Manchmal gerät sie, die sonst sanft mitschwingt, auf dem Klavierhocker in Bewegung, schaut auf, schaut in sich, grübelnd. Wie am „Early Sunday Morning“, in „The Blossom“, das ursprünglich mal „fetter“ für eine Bigband komponiert wurde, hier wie ein Gänseblümchen blüht oder in „After The Darkness“ im Licht noch die Dunkelheit des Untergrunds erinnert.
Nicht weniger Assoziationen schon vom sprechenden Titel her evozierend sind die Tasten-Meditationen „Blue Hour“, „Stillness Speaks“ und das sich weniger romantisch, aber revolutionär gebärdende „Raising The Frequencies“ mit seinen Griffen ins Klavier, um gedämpfte Saitenklänge wie von einer E-Gitarre zu erzeugen. Das seien alles „Abenteuer“, sagt Maria Baptist und freut sich, dass die wenn auch wenigen Zuhörer sich darauf einlassen.
Mittendrin im meditierenden Experiment immer wieder die zarten, zugänglichen, melodischen Einfälle – wohl vom Skizzenblatt im Kopf und vor allem Herz. „Song Of The Soul“ titelt entsprechend die Zugabe, frei schwingend und lieblich verspielt. Wie die Seele ist, wenn sie sich meditierend improvisiert „leert“.
Infos und Hörproben: www.mariabaptist.com
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