Das Ensemble 4.1 begeisterte mit Werken für Holzbläser-Klavier-Quintett
Von Jörg Meyer
Eckernförde. Mindestens den zweiten Satz (Larghetto) seines „Quintetts in Es-Dur, KV 452“ für Klavier und vier Holzbläser schätzte Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief an den stets gestrengen Vater stolz als „das Beste, was ich bisher geschrieben habe“, ein. Erstaunlich, denn die rund um das 1784 uraufgeführte Werk entstandenen Klavierkonzerte sind heute weit berühmter. Für die klangfarbige Besetzung blieb auch nach Mozarts „Leuchtturm“ die Literatur rar. Dass das eine musikgeschichtliche Unterlassungssünde ist, bewies das Ensemble 4.1 in der Stadthalle eindrucksvoll.
Die klangfarbig ebenso konträren wie seidig harmonierenden Holzbläser (Jörg Schneider, Oboe, Alexander Glücksmann, Klarinette, Fritz Pahlmann, Horn, Christoph Knitt, Fagott) mit einem mehr begleitenden als führenden Klavierpart (Thomas Hoppe) zu verknüpfen, war für Mozart offenbar ebenso Reiz wie Herausforderung. Denn die Flöte fehlt als leitendes Melodieinstrument. Wenn man nun weiß, das Mozart die Flöte nicht sonderlich mochte, die Klarinette und das Klavier umso mehr, erscheint das Werk – gerade in der Interpretation des Ensembles 4.1 – geradezu als Coup. Denn das „tiefer gelegte“ Klangfarbenspektrum ermöglicht beinahe schon romantische Emotionen, wie im Larghetto zu hören.
So schlägt das Ensemble 4.1 treffend den Bogen zu einer wirklichen Rarität, dem „Quintett op. 43“ – nicht zufällig ebenfalls in Es-Dur – von Heinrich von Herzogenberg. Der Berliner Komponist war ein „Fan“ und wohl auch Freund von Brahms – und wie dieser jemand, der gern auf volksmusikalisch Klangfarbiges zurückgriff. Die Bläser hört man daher besonders im Allegretto und dem burschikosen Allegro giocoso schon mal als „Schrammel-Band“. Obwohl solche Assoziation durchaus hinkt, denn wie Mozart nutzt Herzogenberg den raren Klangapparat virtuos symphonisch, gleichermaßen ein Klavierkonzert mit auf Holzbläser kammermusikalisch reduzierter – besser: konzentrierter – Orchesterbesetzung.
Zwischen diese beiden somit nicht ganz unverwandten Werke setzt das Ensemble 4.1 den „Jerusalem Mix“ des 1975 geborenen Avner Dorman. Dieser nutzt den besonderen Klang für eine Art Programmmusik über den „Schmelztiegel“ Jerusalem. Die Klarinette muss da natürlich „klezmern“, und für orientalisch Viel-Würziges ist die Besetzung eh geeignet, wenn nicht gar prädestiniert. Viel Beifall für dieses geradezu Ballett von Bläsern und Pianoforte.
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