„Bukowski meets Waits“ überzeugte in der Galerie 66

Von Jörg Meyer

Eckernförde. 1997 ersann der Trierer Musiker Michael Kiessling eine „Bar-Revue“ mit dem beziehungsreichen Titel „Bukowski Waits For Us“, in der er Texte von Charles Bukowski mit Songs von Tom Waits kreuzte. Diese Spur nehmen die Schauspieler Ulrich Gall, Målin Uschkureit und Jennifer Toman zusammen mit dem Musik-Trio Alice Halada (Klavier), Harry Kretzschmann (Bass) und Björn Lüdtke (Schlagzeug) auf, um Bukowskis Kurzgeschichte „Die schönste Frau der Welt“ auf die Bühne der Galerie 66 zu bringen.

So sind die Dichter, vor allem die liebestrunkenen. „Sie war die schönste Frau der ganzen Stadt. Und sie hatte einen seltsam geschmeidigen Körper wie eine Schlange und einen feurigen Körper mit genauso feurigen Augen. Einige meinten, sie sei verrückt.“ Ver-rückt ist vor allem Bukowskis Alter Ego – nach jener Cass.

Doch weil Dichter, namentlich solche Sonderlinge wie Bukowski, keine „normalen“ Beziehungen führen können, wird aus der Bar-Bekanntschaft mit anschließendem „Fick“ und romantischen Dates am Strand bald ein Drama von tragischem Ausmaß. Zwei, die nicht „normal“ zusammen sein können und wollen, binden sich aneinander in einer „Amour fou“.

Die ist ein bisschen wie der rezitierte räudige Kater mit gebrochenem Rückgrat. Eigentlich müsste er längst schon tot sein, aber die Liebe wächst weiter, reift. Denn es gibt kein Entrinnen aus dem verhassten Alltag des „American Dreams“, nur eine weitere Fesselung. Die Schauspieler und Sänger gestalten das mit stimmlicher Verve, agieren können sie kaum in solchem gegenseitigen Gefängnis, lediglich Gall, aka Bukowski himself, dichtet mit großer Geste, immer wieder im Schatten des Scheinwerfers – und seiner selbst.

Ulrich Gall inszenierte Bukowski als wirr Sehnenden. (Foto: ögyr)

Am Ende, trinkend in der Bar, wo er sie kennenlernte, erfährt er beinahe zufällig, dass sich Cass, die schönste Frau der Welt, umgebracht hat. Und wie bei Bukowski üblich, mit dem vollen Programm: „Sie hat sich die Kehle durchgeschnitten.“ Da, wo schon eine Narbe war, welche die Teilzeit-Prostituierte nutzte, um abzukassieren und die Männer hernach zu verschrecken.

Die Liebe in Zeiten ihrer gegenseitigen Verwertung und Verheerung – Waits’ Songs dazu trösten. Denn der ebenfalls Solitär im Pop-Universum reagiert wie das Ensemble sensibel auf die (vermeintliche) Unmöglichkeit der Liebe. Und wenn am Ende sein „Time“ erklingt, sind da – Bukowskisch trunken – Glaube, Liebe, Hoffnung.