Das Atos Trio in der Krooger Stephanus-Kirche
Von Jörg Meyer
Kiel-Kroog. Seit 2007 zum vierten Mal kam Geigerin Annette von Hehn als Teil des Atos Trios (Stefan Heinemeyer, Cello; Thomas Hoppe, Klavier) zurück in ihre Heimat, in die zum Konzert von „Kroog – Kultur vor Ort“ fast ausverkaufte Stephanus-Kirche. Klavier-Trios von Haydn, Dvorák und Brahms spannten dabei einen Bogen über gut ein Jahrhundert dieses sensiblen Kammermusik-Genres.
Haydn schrieb nicht weniger als 42 Klavier-Trios, das in „Es-Dur, Hob. XV:30“ gilt als sein letztes. Ein Spätwerk also, das die Form nicht nur zur Perfektion bringt, sondern bereits in Richtung kommender Romantik mit überraschenden harmonischen und thematischen Übergängen aufbricht. Gerade solche scheinen das Trio besonders zu interessieren, wenn es nach weich federndem „Allegro moderato“ im leidenschaftlichen „Andante con moto“ und im „Presto“ bewegend „gegen den Strich“ musiziert. Man könnte es einfacher, solider, damit jedoch auch akademischer haben, dagegen setzt das Trio auf die (Um-) Brüche.

Auf der Spur der Übergänge – Das Atos Trio (v.l.: Annette von Hehn, Thomas Hoppe, Stefan Heinemeyer – Foto: Gela Megrelidze)
Genauso bei Dvoráks „Trio B-Dur, op. 21“, ein schon nicht mehr ganz jugendlich stürmend und drängender Neuanfang im Umfeld der berühmteren „Serenade, op. 22“ und des „G-Dur-Quintetts, op. 77“, sich das sperrige Genre nach all der gewichtigen Tradition von Haydn, Mozart, Beethoven, Schumann, Mendelssohn anzuverwandeln. Dass dabei immer Tanz und Volksmusik eine Rolle spielten, arbeitet das Atos Trio beeindruckend heraus, sozusagen den „Pop von damals“, worin all die Leidenschaft des Komponisten beim Ringen mit der Form hörbar wird.
Auch Brahms arbeitete sich zeitlebens an dem Genre ab. Sein „Trio H-Dur“ trägt die frühe Opus-Nummer 8 und wurde fast 40 Jahre nach der Uraufführung komplett überarbeitet. Spätwerk nun, zieht das Atos Trio wie Brahms Bilanz, was diese kammermusikalische Besetzung kann: nämlich symphonisch weit auszuholen wie schon bei Dvorák. Viel Beifall dafür, gerade die unausweichlichen Übergänge überraschend zu gestalten.
Infos und Hörproben: www.atos-trio.de
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