Katie Freudenschuss feierte im Lutterbeker Vorpremiere mit „Einfach Compli-Katie!“
Von Jörg Meyer
Lutterbek. Früher war alles besser? Nein, aber zumindest weniger kompliziert. Wenn Katie Freudenschuss in der Vorpremiere ihres zweiten Solos „Einfach Compli-Katie!“ in der Schublade eines Küchentischs vom Flohmarkt ein Tagebuch aus den biederen 1950ern entdeckt, ist das eine Steilvorlage, um die sie ihr neues Programm „sachenerzählerisch“ strickt, poset und singt.
Ein „kompliziertes Frauenzimmer“ aus Wien berichtet darin vom Heiratsantrag des „Herrn Direktor“ Friedrich, geht solcher gar nicht mal schlechten Partie auf den althergebrachten Leim und verliebt sich dann doch in den weit romantischeren Postboten Alexander. Das ist freilich nur das gut und mit allerlei Wiener Schmäh erzählte Setting für Katie um zu schauen, was in dieser gefundenen Geschichte an Emanzipationspotenzial steckt, an dem sich auch heutige Frauen nach dem „Rollback“ ein Beispiel nehmen könnten.
Aber zunächst geht es um Katies eigene „Complication“, in der sie sich „dauernd selbst im Weg steht“: Das Audrey-Hepburn-Kleidchen will auch nach Kohlsuppen- und Shoppen-Diät nicht passen, Sex reimt sich immer wieder nur auf „komplex“. Durch Online-Petitionen, „die modernen Ablassbriefe“, lässt sich die Welt doch nicht zum besseren wenden. Und das mit den „72 Jungfrauen“, für die sich mancher Mann in die Luft sprengt, statt einfach nur diesseitig zu lieben, ist auch „einfach kompliziert“, ein verblasener Werbespruch wie einst für „Frauengold“ und „Drei-Wetter-Taft“.
Dagegen hilft allein Romantik, wie sie sich schon Katies Alter Ego von vor 60 Jahren erträumte. Denn Romantik hat noch Kraft, ist aber nach wie allzuvor „kompliziert“. Oder auch nicht, wenn Katie mit improvisatorischer Leichtigkeit aus den Einwürfen und Vorgaben des Publikums Spontan-Songs schöpft. Publikumsfrau Hanna lernte ihren Hubert im Internet kennen, und was der poetisch in sein Tagebuch schrieb und postete, klaviert und singt Katie.
So plädiert die „Compli-Katie“ am Ende – in den 50ern wie manchmal noch heute „unmöglich“ – für „Frauen, die laut und lustig sind und kompliziert sein dürfen“. Ihr Ruf „Bleibt kompliziert!“ findet einverstanden reichen Beifall.
Infos und Hör- und Video-Proben: www.katiefreudenschuss.de
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