Désirée Nick parlierte engagiert im Metro-Kino

Von Jörg Meyer

Kiel. „Früher galt ich ja als Ulknudel“, erinnert sich Désirée Nick und ist es nach wie vor. Doch gegen das Image gilt es auch ein bisschen an zu parlieren. Bevor sie das aus ihrem neuesten Buch Säger und Rammler und andere Begegnungen mit der Männerwelt“ lesend tut, stehen nochmal das „Leben nach 50“ und die „weltweit 500 Millionen Frauen in der Menopause“ im Fokus.

„Jaja, das Alter“, seufzt Nick mit Blick auf die Altersstruktur des Publikums. Nicht dass sie was gegen ältere Herren hätte, bei denen „gehören wir Bit-Girls der Geriatrie noch zu den Jungen“, flötet sie mit gewohnt kesser Diven-Geste. Und überhaupt, warum messe man dem Alter so viel Bedeutung zu? Warum stehe in vielen Blättern hinter dem Namen immer das Alter in Klammern, insbesondere bei Frauen – „wie ein Preisschild“? Welchen Marktwert hat Frau noch, „wenn es schwieriger ist, einen passenden Bikini zu finden als einen Mann, der passt, und der Feind Nummer 1 nicht mehr der Mann, sondern das Bindegewebe“ ist? Sogar Barbie ist längst Ü50, doch die sei ja „innerlich hohl“, also kein Maßstab. Nein, Frauen im Leben nach 50 haben andere Probleme, die Nick nun erstmal alle durchdekliniert. Das ist zwar alles nicht neu und schon vielfachst beschrieben und bewitzelt, aber es sei sozusagen „der letzte Schrei“, augenzwinkert sie.

Désirée Nick: „Nein ist da neue Ja!” (Foto: ögyr)

Und der richtet sich gegen das „reflexhafte Jasagen zu all den schlechten Kompromissen“. Aber „die Last, die wir in den Hitzewellen der Baby-Boomer-Generation tragen, haben wir uns selbst aufgebürdet“, weiß Nick. Dazu gelte es nun endlich entschieden „nein“ zu sagen. „Nein ist das positivste Wort, das uns zur Verfügung steht, Nein ist das neue Ja! Warum kommt es uns so schwer über die Lippen?“ Viel zu viel werde „ja“ gesagt, jetzt müsse es „ein Ja zum Neinsagen“ sein. „Talkshows, die das Publikum sedieren, latest News im Minutentakt“, die dauernde Selbstbestätigung in den Echoblasen der Social Media – zu all dem sage sie jetzt „nein“ und empfiehlt das auch uns.

Das ist auch ein Plädoyer für eine neue, zivilisierte Streitkultur. Denn „wer nicht streitet, will nichts mehr vom Leben, wird zum Mitläufer“ und sei dann wirklich alt. Das klingt aus dem Mund der studierten Theologin fast schon wie eine Predigt, aber macht Mut zum Streit „mit Respekt vor dem Gegner“ – wichtig in Zeiten von Hate Speech und verwildertem politischen Diskurs.