Kammerorchester des Nationaltheaters Prag und Pianist Matthias Kirschnereit konzertierten in der Stadthalle
Von Jörg Meyer
Eckernförde. Über fünf Jahre rang Robert Schumann mit seinem „Konzert für Klavier und Orchester a-moll op. 54“. Am Ende entstand etwas, was dem Hamburger Pianisten Matthias Kirschnereit und dem Kammerorchester des Nationaltheaters Prag unter Leitung von Petr Vronsky bei ihrem Konzert in der Eckernförder Stadthalle umso leichter von den Tasten und Saiten geht.
Vor und nach Schumanns schwer geschaffenes Meisterwerk setzen die Prager – quasi als Klammer – leichtere Kost: Mendelssohn-Bartholdys Konzertouvertüre „Das Märchen von der schönen Melusine“ kommt so sanft daher, dass einem das Wort „plätschernd“ einfällt. Ohne das abwertend zu meinen, denn wie zart und federleicht das Orchester den lyrisch verträumten Beginn solchen maritimen Märchens gestaltet, hört man so nur selten. Überzeugend auch, wie das Orchester unter Vronskys engagiertem Dirigat dann dramatische Impulse mit aller gebotenen Härte setzt.

Entspannt zwischen zart und hart: Pianist Matthias Kirschnereit und das Kammerorchester des Nationaltheaters Prag
Nicht anders bei Beethovens „Symphonie Nr. 4, op. 60“, die Schumann treffend als „griechisch schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen“ bezeichnete. Gemeint sind mit letzteren die schwergewichtigen „Eroica“ und „Schicksalssymphonie“, zwischen die Beethoven „die Vierte“ gleichsam als entspanntes Intermezzo schob, geboren aus einer unbeschwerteren „Laune“ (und nicht zuletzt Liebe), die das Orchester mit klarem Blick für den dennoch komplexen kompositorischen Entwurf präsentiert. Dem bekannten Verdikt, dass Beethovens Symphonien mit geraden Nummern die schlechteren als die mit ungeraden seien, wird hier konsequent widersprochen.
Weil das Harte ganz zart sein kann – und umgekehrt, wie bei Schumann zu hören, wenn Kirschnereit dort beides im steten Wechsel verbindet. Sehr legato spielt er im ersten Satz die sanfteren Passagen, ohne zu sehr das romantische Sujet zu bemühen. Energisch ist seine Kadenz, ebenso der distinguierte, ins Staccato tendierende Anschlag im zweiten Satz („Intermezzo“). Letzteren kreiert er als Atempause, schwingt flügelnd leicht durch die Skalen, um dann im fulminanten „Allegro vivace“ scharfkantigstes „volles Rohr“ zu geben.
Die Bravos sind schon darob reich, bevor der Pianist in den Zugaben – Chopins „Nocturne cis-moll“ und Debussys hurtig verspieltem „Mouvement“ aus den „Images“ – das Spektrum gegensätzlicher und doch korrespondierender Emotionen zwischen zart und hart noch einmal ausweitet.
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