Liedermacherin Sarah Lesch sang bei „Kiel ohne Grenzen“

Von Jörg Meyer

Kiel. Das Motto #wirsindmehr galt am Donnerstag auch beim Benfizkonzert von „Kiel ohne Grenzen“ zugunsten von Geflüchteten. Mit über 500 Gästen war die Pumpe fast ausverkauft, schon bevor die Liedermacherin Sarah Lesch die Bühne betrat. Vorher hatten die Liedermacher Rainer Lebemann und Lukas Meister bereits für gute Stimmung gegen die Grenzen in den Köpfen und für Solidarität mit Geflüchteten gesorgt.

Lieder gegen Resignation: Lukas Mesiter (Foto: Artundweiße)

„Was nützt ein dicker Winterpelz gegen die soziale Kälte?“, fragt ein alter, einsamer Bär in einem Song von Lukas Meister. Fast möchte der Bär resignieren, folgten nicht Mutmach-Lieder wie „Solche Nächte“. „Ich werd’ nicht aufhören zu träumen und keiner soll allein sein in so einer Nacht“, heißt es darin. Genau eine solche Nacht ist diese in der Pumpe, wo beinahe familiäre Gefühle aufkommen. Und Bestätigung, das jeder Mensch wertvoll ist, nicht in der anonymen Masse der Schweigenden untergeht. Denn „du bist golden“, singt Lukas zu einem eingängigen Gitarren-Riff, den Benni Bensen am Schlagzeug zusätzlich in Wallung bringt. Ein Rhythmus, bei dem jeder mit muss und keiner allein bleibt.

Ums nicht Alleinsein geht es auch in Sarah Leschs Eröffnungssong „Der Tag, an dem die Flut kam“. Wenn wie einst zu Noahs Zeiten die Welt unterzugehen droht, wird sich eine Hand ausstrecken, um miteinander und nicht allein „die notwendigen neuen Wege“ zu beschreiten, macht Lesch Hoffnung. Denn es kämen schwere Zeiten auf uns zu, warnt Sarah – wenn sie nicht schon da seien: „Die Mauern sind nicht weg, sondern nur woanders.“ Und oft genug laufen sie mitten zwischen uns, oder wir errichten sie in uns selbst. „Verzweiflung und Hoffnung finden gleichzeitig statt am jeweils anderen Ende der Stadt“, dichtet sie in der ungemein poetisch mit Metaphern aufgeladenen Ballade „Matrosen“, deren Refrain manche aus dem Publikum ergriffen mitsummen.

Dennoch kein Grund, melancholisch zu werden, auch wenn die neuen Wege weite sind. Sensibel nimmt Lesch das Publikum an die Hand, „sitzt mit euch am Küchentisch“, wenn sie gesteht, dass sie früher Backstreet Boys-Fan war und gleich einen Song derer anstimmt, in den das Auditorium begeistert einstimmt. Da ist sie unser aller „Lieblings-Beatle“, wie sie ihn im gleichnamigen Liebeslied besingt. Und ein schöneres Bild fürs nicht (mehr) Alleinsein kann man sich – davon durchaus gerührt – kaum vorstellen.