Comedienne Tahnee mit „#geschicktzerfickt“ im Metro-Kino

Von Jörg Meyer

Kiel. Das hat die Comedienne auch schon gehört: „Rote Haare = Lesbe = Hexe – vor 400 Jahren wärest du verbrannt worden!“ Die Vorurteile über Lesben wie Tahnee sind vielfältig, von Hetero wie Hetera. Aber Tahnee Schaffarczyk lässt sich davon nicht beirren, auch nicht von der Ablehnung von Familie und Nachbarn, als sie sich in ihrem Geburtsort Heinsberg („Gaza-Streifen der Kleingärtner“) als eine outete, „die auf Frauen steht“. Mit ihrem ersten Solo „#geschicktzerfickt“ geht sie im Metro-Kino in die Offensive.

„Ich bin ’ne Hengstin“, heißt es im Opener derer, die „früher noch krasser drauf war“. Aber mit gerade mal 26 Jahren mag sich Tahnee noch lange nicht ins Lesben-Idyll („Was macht eine Lesbe beim ersten Date? Sie bringt den Umzugswagen mit.“) zurückziehen. Sie trumpft auf, wild pantomimisch die Konkurrenzgefühle der (heterosexuellen) „Bitches“ karikierend und so überdreht, wie es die Generation Youtube eben ist.

Kein Blatt nimmt sie vor den Mund, die Haare auf den Zähnen zu verbergen. Tahnee ist eine Koboldin, die zeigt, wo bei ihr „die Hämmerinnen“ hängen – auch mal „geschickt zerfickend“ zielgenau damit zuschlägt. Wer in der ersten Reihe sitzt, muss mit direkter Ansprache und Anschlag rechnen, wenn Tahnee das Klischee des hetero-, aber auch homosexuellen Paars demontiert, in all den Lebenslügen der Liebe. Das Lachen bleibt dabei zuweilen beschämt im Halse stecken, und das Herzchen rutscht ins „feuchte Höschen“.

Den alltäglichen #MeToo-Sexismus gibt es nämlich auch in der lesbischen Community. Stoff für ihre Sottisen, wenn sie grunzende Männerfantasien von einem „Dreier“ mit zwei Lesben genauso decouvriert wie Heidi Klums in „Germany’s first Top-Modell“ zweifelhaft transportiertes Frauenbild von leptosomen „Mädels“ oder Helene Fischer, die für Markenbutter wirbt: „Da läuft’s bei mir wie geschmiert!“ Herrlich – nein: fraulich – ihre Parodien darauf.

Im Publikum sitzen vorwiegend Lesbenpärchen. Und „mitgebrachte“ Männer, die sich ein wenig unwohl fühlen angesichts so viel offensiver Frauenpower. Eben dieses „Unwohlsein“ aber weiß Tahnee für ihre Standup-Comedy zu nutzen. Peter, mitgebracht, heute 51 geworden, muss ein ironisches „Happy Birthday“ coram publico ertragen.