Die Wiederholungstäter feierten Premiere mit „Wonderful World“
Von Jörg Meyer
Kiel. Freunde kann man sich bekanntlich aussuchen, die Familie jedoch nicht, die wird manchmal vom Idyll zur kleinen Hölle. So auch in Richard Dressers Komödie „Wonderful World“, mit der die Theatergruppe Wiederholungstäter unter der Regie von Tim Frerichs Premiere im Roten Salon der Pumpe feierte.
Um ihre Verlobung zu verkünden, haben Max (burschikos lässig: Patrick Thoms) und Jennifer (zuweilen hysterisch überdreht: Mira Awan) Max’ Bruder Barry (graumäusig: Andreas Menke) und dessen Frau Patty (als sexy Vamp: Franziska Hauptmann) zu einem Familienessen eingeladen. Die Drinks sind gekühlt, die Häppchen angerichtet, es könnte also ein schöner Abend werden, eröffnete nicht Max seiner Verlobten, dass er mehrfach überlegte, sie umzubringen, und platzte in den daraus folgenden Streit nicht Barry, beleidigt, dass Patty angeblich nicht miteingeladen wurde.
In der Tat mag das junge Paar die zukünftige Schwägerin nicht sonderlich, weil sie Barry vollständig unter den Pantoffel stellt. Und jede Menge unausgesprochener Konkurrenzen und Eifersüchteleien zwischen den Brüdern wie den Frauen heizen die Familienhölle weiter an. Vielleicht könnte die Brüder-Mutti Lydia (recht hölzern: Wiebke Keuck) vermitteln oder schlichten. Doch das misslingt genauso wie der Truthahn beim gemeinsamen Weihnachtsessen. Denn auch Lydia hadert mit ihrer früheren Ehe, die alles andere war als eine „Wonderful World“, mit welchem Lied sie einst romantisch vielversprechend begann.
Also dreht sich munter das Beziehungskarussell, wenn Jennifer allzu viel Mitleid mit Barry hat und Patty ihre Verführungskünste an Max austestet. Man trennt sich und kommt in wechselnden Konstellationen wieder zusammen, um am Ende doch wieder da zu sein, wo alles begann. Letzteres ist die Schwäche der typisch amerikanischen Familienkomödie: Sie weiß wie die Protagonisten, die sich erstaunlich wenig entwickeln, nicht so richtig, wo das alles eigentlich hin will. So kommt trotz bissig zugespitzter Dialoge, aus der das Ensemble beachtliche Spielenergie zieht, beim Zuschauer bald Langeweile auf. Trotzdem ganz wie im wirklichen Leben, wo mancher lang gärender Konflikt auch gemütlich weiterbrodelt.
Weitere Aufführungen: 18., 23., 27. November und 4. Dezember, jeweils 20 Uhr in der Pumpe. Infos: www.wiederholungstaeter-kiel.tumblr.com
12. November 2018 um 9:54
Bei allem Respekt für Amateurtheatergruppen, frage ich mich, warum in den Rezensionen nicht mehr erwähnt wird, dass es sich um Laien handelt. Es braucht den Unterschied zu professioenllen Theatergruppen. Denn der Zuschauer fragt sich sonst, warum er für die eine Theatergruppe um die Hälfte mehr zahlt. Die Profis leben davon. Und sie haben das Handwerk gelernt/studiert und beherrschen es in der Regel natürlich um einige Kniffe besser, was dem Spieltrieb der Laienschauspieler natürlich keinen Abbruch tut. Wenn wir die Freien Profis in Kiel ein wenig unterstützen mögen, dann sollte ein sprachlicher Unterschied gemacht werden…