Mark Forster verliebte sich am Valentinstag in die Kieler und sie in ihn
Von Jörg Meyer
Kiel. Während seine Frau und die 14-jährige Tochter fast jeden Refrain begeistert mitsingen, verrät Dieter, er sei „nur mitgebracht“ worden, aber schließlich sei die Karte ein Valentinstag-Geschenk gewesen. Das könne man(n) nicht ausschlagen am Tag der Liebenden, wenn Mark Forster mit seinem jüngsten Album namens „Liebe“ auf Club-Tour in die ausverkaufte Halle 400 komme. „Das passt gerade an diesem Tag wie der Deckel auf den Topf“, lächelt Dieter.
Und stimmt dann zwar nicht ganz so textsicher wie „meine beiden Frauen“, aber dennoch mutig ein in den Refrain des Openers und Titelsongs: „Das, was ich will, ist Seelenfrieden / Und da hilft eh nur Liebe / Der ganze Rest ist umsonst.“ Dass Liebe nicht immer so ein etwas flach bedichteter Selbstläufer ist, weiß Mark Forster – gerade auf dem neuen Album. So klagt er in „Einmal“ über eine offenbar Ex-Liebe: „Einmal, einmal, das kommt nie zurück!“ Und trotz alledem: Es sind Liebes- und Leidensmomente, an die man sich ein Leben lang erinnern wird – insofern ewig. Wie gesagt, textlich bleibt solche Erkenntnis meist an der Oberfläche, doch weil wir alle genau dieses Gefühl zwischen Euphorie und folgender Melancholie kennen, lassen wir uns mit ihm dahinein fallen, singen und schwelgen mit. Doch ein Selbstläufer!
Auch weil Forster und seine Band zumindest musikalisch vom bloßen Kuschel-Pop-Image (oder auch -Stigma) abrücken. Eine Blechbläserfraktion hat er jetzt dabei. Die ruft neben recht funky Gitarren-Soli einen Sound auf, den man von ihm bisher nicht kannte: Avancen zu Bigband, Soul und Latin peppen das ewige Loblied und Gegreine über die Liebe und ihre Wirren auf – manchmal unbedingt tanzbar. Das Publikum, nicht nur die Refrains mitsingend, nimmt solchen Impuls in den gelungenen Updates der älteren Songs „Für immer Forever“ und „Zu dir (Weit weg)“ dankbar auf. Und sowieso in „Sowieso“, welches Lied mit seinen trotzigen Versen „Egal was kommt / Es wird gut, sowieso / Immer geht ’ne neue Tür auf, irgendwo“ – geöffnet besonders von den Bläsern – Optimismus versprüht.
Es mag ein wenig protzig erscheinen, wenn Mark die „194 Länder“ besingt, in denen er seine frohe Botschaft der Liebe schon verkündete oder noch verkünden will. Aber vielleicht muss man wie in diesem Lied Liebe so hoch hängen, damit daraus Nächstenliebe wird, sozusagen „vom Ich und Du zum Wir“. Schluss mit der Schlafzimmerperspektive, Liebe muss global gedacht werden – um das mal ebenso überkandidelt zu benennen.
Ein Schelm, wer derlei unter „Pfeifen im Walde“ oder gar Blauäugigkeit und notorischem „positiv Denken“ verbucht. Mark Forster meint seine Songs trotz mancher Oberflächlichkeit ernst, das spürt man – vor allem Ü40-Frauen, die ganz aus dem Häuschen sind, wenn „er kommt“. Fürs nahende Finale hat sich Mark nämlich etwas Besonderes ausgedacht: Er stellt sich auf ein Podest inmitten des Publikums, ist jetzt erstmals auch für die hinteren Reihen sichtbar (die Foto-Handys schnellen empor wie die Klatschhände) und macht mit den zarteren Balladen „Genau wie du“, „Natalie“ und „Kogong“ ganz auf „unplugged“.
Eine Liebesgeste, selbst wenn die Telefonaktion, eine Freundin einer nah bei ihm stehenden Zuhörerin spontan ins Konzert einzuladen, etwas peinlich wirkt. „Nicht telefonieren, weiter singen!“, meint auch Dieter. Macht Mark und dreht samt Band zum Ende nochmal richtig auf.
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