Otto Modersohn und die Worpsweder im Museum Eckernförde
Von Hannes Hansen
Eckernförde. Heute ist der Maler Otto Modersohn (1865 – 1943) zwar nicht vergessen, steht aber im öffentlichen Bewusstsein, das sich bekannter Maßen ja vor allem an der Höhe der erzielten Auktionspreise misst, wohl etwas im Schatten seiner Frau, der mit gerade einmal 31 Jahren gestorbenen Paula Modersohn-Becker (1876 – 1907); einer Frau, die nach mehreren, auch längeren Paris-Aufenthalten energischer als er die Impulse des französischen Impressionismus und der Kunst eines van Gogh oder Gauguin aufnahm und sich auf ihre individuelle Weise anverwandelte. Sie war keine dieser um die Jahrhundertwende abschätzig „Malweiber“ genannten Künstlerinnen, die nach der Gründung einer Familie brav zurücktraten und dem Ehemann die Hoheit über die Kunstausübung überließen. Gerade diese Selbstständigkeit bewunderte Otto Modersohn und nahm regen Anteil an ihrer künstlerischen Entwicklung, so wie sie ihn, den elf Jahre Älteren, anregte und seine Kunst schätzte. Bei durchaus unterschiedlichen ästhetischen Temperamenten ergänzte sich die beiden und begegneten sich künstlerisch wie menschlich auf Augenhöhe.
Zu seinen Lebzeiten wurden die Bilder Otto Modersohns nach anfänglichen Schwierigkeiten von der Kunstkritik freilich ebenso anerkannt wie die Paulas. Schon im Jahre 1898 kauft der preußische Staat für beträchtliche 1.500 Reichsmark das Bild „Sturm im Teufelsmoor“, das bis 1945 im Schlesischen Museum der Bildenden Künste in Breslau hing und seitdem verschollen ist.
Eine spätere, ebenfalls einfach großartige Fassung der 1920er Jahre ermöglicht die Ausstellung „Heide, Moor und Birken – Otto Modersohn und die Worpsweder“ im Museum Eckernförde jetzt seinen Besuchern, die zeitgenössische Wertschätzung nachzuvollziehen. Die Bilderschau konzentriert sich auf die zweite Schaffensphase des Malers, als er nach Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf sich zusammen mit Kollegen wie Hans am Ende, Fritz Mackensen, Fritz Overbeck und der jungen Paula Becker, die bald seine Frau wurde, von der akademischen Malerei ab- und in Worpswede am Rande des Teufelsmoors bei Bremen der neuen, von der französischen „Schule von Barbizon“ inspirierten Freiluftmalerei zuwandte.
Bald verließ Modersohn zwar die Gemeinschaft der „Künstlerkolonie Worpswede“ und ging, wohl unter dem Einfluss Paulas, seinen eigenen Weg in Auseinandersetzung mit dem französischen Impressionismus und mit der Kunst Cézannes und van Goghs. Im Jahre 1907, nach dem Tod seiner Frau, siedelte er ins nahe gelegene Dorf Fischerhude über. Er heiratete erneut, und jetzt begann, was die Kunstgeschichte seine dritte Schaffensphase nennt.
Immer wieder liefert die Landschaft des Teufelsmoors mit ihren Heiden, Wasserwegen, Torfstichen und ihren Menschen die Motive seiner Bilder. Die Eckernförder Ausstellung zeigt mit zwanzig Gemälden Otto Modersohns Entwicklung von einem tastenden Realismus hin zu einem befreiten Spätimpressionismus, der die Neuerungen eines Cézanne und vor allem van Goghs verarbeitet. Keine Selbstverständlichkeit, denn als 1911 die Bremer Kunsthalle als eines der ersten Museen weltweit ein Bild van Goghs erwirbt, regt sich der Widerstand deutscher Künstler, die in einem offenen Brief einen nationalistischen Ton anschlagen. Dagegen wendet sich Modersohn, der in einem ebenfalls öffentlich Brief betont, es gebe keine nationale sondern nur gute und schlechte Kunst.
Neben den Bildern Otto Modersohns zeigt das Museum Eckernförde auch Werke seiner Künstlerkollegen und -kolleginnen Hans am Ende, Paula Modersohn-Becker, Hermine Overbeck-Rothe und Heinrich Vogeler. Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden sichtbar.

Mitglieder der Künstlerkolonie Worpswede.
Stehend v. li: Otto Modersohn, Fritz Mackensen,
Heinrich Vogeler.
Sitzend v. re. :Fritz Overbeck, Hermann Allmers, Carl Vinnen
Ausstellung „Heide, Moor und Birken – Otto Modersohn und die Worpsweder“, Museum Eckernförde. Die Ausstellung zeigt vor allem Leihgaben der Ansbacher Galerie Dr. Nöth. Andere Leihgaben und Archivmaterial stellte das Otto-Modersohn-Museum in Fischerhude zur Verfügung.
Eröffnung: So, 28. April 2019, 11.30 Uhr. Dauer der Ausstellung: 28.4. – 14.7.2019.
Öffnungszeiten: Di – Fr 10 – 12.30 Uhr und 14.30 – 17 Uhr. Sa und So 11 – 17 Uhr. Feiertag 14.30 – 17 Uhr. Karfreitag geschlossen.
Führungen durch die Ausstellung:
- Sonntag, 5.5., 19.5., 16.6., 23.6., 14.7. um 11.30 Uhr
- Mittwoch 22.5., 29.5., 5.6., 12.6., 3.7. um 15 Uhr und nach Vereinbarung
Lesung und Buchpräsentation „Paula Modersohn-Becker / Otto Modersohn. Der Briefwechsel“: Do, 9.5., 19 Uhr. Lesung: Verena Günter und Robert Levin. Einführung Antje Modersohn.
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