Ein Dentler-Projekt: Samuel Becketts „Das letzte Band“ wird bei den Kieler Komödianten gestartet
Von Christoph Munk
Kiel. Vater Markus beschäftigt sich als Schauspieler schon seit ewigen Zeiten mit diesem Stück. Sohn Ivan ist erst vor wenigen Monaten als Regisseur eingestiegen. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit der Familie Dentler hat am kommenden Donnerstag im Kieler Theater Die Komödianten Premiere: Samuel Becketts Einakter „Das letzte Band“ aus dem Jahre 1958.
„Ich bin der originale Krapp.“ Markus Dentlers Antwort auf die Frage nach der Interpretation seiner Rolle ist frei von allen Zweifeln. Und er meint damit keineswegs, dass er all die peniblen Handlungsbeschreibungen und Regieanweisungen, die Beckett in seinen Theatertext geschrieben hat, peinlich genau befolgt. „Wir sind damit eher frei umgegangen“, erläutert sein Regie führender Sohn Ivan. Klar sei, der 69 Jahre alte Mann auf der Bühne versuche, in seinen Aufzeichnungen „seinen Lebenssinn zu finden“. Bei Beckett sind es abgelegte Tonbänder, mit denen er hantiert, bis er das richtige gefunden hat: „Schachtel drrei, Spule fünf“. In der Dentler-Version ist es ein Video mit Bildern, die er von sich selbst vor vielen Jahren aufgenommen hat. Gewissermaßen Selfies aus jüngeren Tagen.
„Wir rücken mit der Verwendung dieses Mediums näher an die heutige Zeit“, findet Ivan Dentler. Man sehe sich ja ständig mit Videos konfrontiert. Moderner als mit den guten alten VHS-Kassetten wolle man es aber nicht treiben, nicht bis in die digitale Epoche. Schließlich laute der Titel des Stückes „Das letzte Band“. Dabei bleibt es. Das macht auch der international tätige Bühnenbildner Timo Dentler in seiner Szenengestaltung unübersehbar deutlich.
„Das Medium ist ohnehin irrelevant,“ zeigt sich Markus Dentler überzeugt. Es komme vielmehr darauf an, dass dieser Krapp in seinem Monolog „sein Leben abspult“. Das sei ihm wichtig. Er habe lange Jahre darauf gewartet, diese Rolle zu spielen, denn dazu müsse man viele Erfahrung in seinem eigenen Leben gesammelt haben. „Jetzt bin ich so weit, nicht nur weil ich das richtige Alter erreicht, sondern vor allem weil ich meinen Krapp jetzt verstanden habe.“ Regisseur Ivan sieht das offener: „Man kann viel hineininterpretieren – oder auch nicht.“ Das sei ja das Schöne bei der Arbeit an Beckett.
Ein Vater, der sich viele Jahre mit dieser Beckett-Figur beschäftigt hat, ein Sohn, der sich als Regisseur relativ frisch in das gemeinsame Projekt einbringt – wie passt das zusammen? „Es geht darum, Kompromisse zu finden.“ Darauf einigen sich beide. „Manchmal trennt man sich schwer von den eigenen Ideen“, gibt Markus Dentler zu. „Es ist schwieriger als sonst . Man muss viel mehr reden und machen“, kommt ihm Ivan entgegen. Und der Regisseur ergänzt: „Es ist ein tolles Gefühl, mit einem Schauspieler zu arbeiten, der so viel Erfahrung einbringt“.
Samuel Beckett: „Das letzte Band“. Theater die Komödianten, Kiel, Wilhelminenstr. 43; Premiere: Donnerstag, 22. Oktober, 20 Uhr; Öffentliche Haupt- und Generalprobe: 20. / 21. Oktober, jeweils 18 Uhr.
Info und weitere Termine: www.komoedianten.com
Schreibe einen Kommentar