Das Duo Trimonic mit seinem neuen Album und Film im Studio-Kino

Von Jörg Meyer

Kiel. Einen „würdigen Abschied“ nennt Matthias Ehr, Mitbetreiber des Studio Filmtheaters, eine der letzten dortigen Vorführungen vor der erneuten Corona-Zwangspause. Und „handwerklich eine glatte Eins“ attestiert er dem experimentellen Projekt „The Freedom to Make Mistakes“ des norddeutschen Duos Trimonic in Zusammenarbeit mit der Hamburger Animationsfilmemacherin Kerstin Welther, das am Freitag CD-Release und Leinwand-Premiere feierte.

Eigentlich wollten Komponist, Keyboarder und Bassist Kjell Sönksen und Thore Hahn (Schlagzeug, Gitarre) nur einige Stücke ihres neuen Konzeptalbums mit Video-Clips versehen und engagierten dafür Kerstin Welther. Doch dann entstand ein kompletter 48-minütiger Film mit einer durchgehenden Geschichte, in dem jeder der elf Titel eine Episode bildet. Ein Novum, für das man in der Film- und Musikgeschichte nur wenige Beispiele findet, etwa den Zeichentrickfilm „Yellow Submarine“ mit beziehungsweise nach der Musik des gleichnamigen Beatles-Albums, den George Dunning 1968 allerdings ohne konzeptionelle Beteiligung der Beatles drehte. Bei „The Freedom to Make Mistakes“ arbeiteten Trimonic und Kerstin Welther so eng verzahnt zusammen, dass die übliche Frage „Was war zuerst da, der Film oder die Musik?“ sich kaum oder nicht für alle Episoden oder Stücke gleich beantworten lässt. „Die Musik bekommt durch den Film eine Geschichte“, sagt Thore Hahn, während Kjell Sönksen betont: „Es ist ein Film zur Musik, nicht umgekehrt.“

Still aus dem Film (Foto: Kerstin Welther)

Beides ist wohl richtig, und das gemeinsame Werk erscheint wie aus einem Guss. Erzählt wird die Geschichte eines Lebens mit all seinen Aufs und Abs. Im Stil einer Papieranimation und eines Jump and Run-Computerspiels mit seinen verschiedenen „Levels“ erlebt eine Bjarne genannte Figur sein Lebensabenteuer vom Aufbruch als Seemann aus dem Heimathafen über Schiffbruch, Strandung, Wanderung durch einen Dschungel, wo er zu Reichtum gelangt und ihn wieder verliert, bis zur Verfolgung durch böse Geister, denen er durch einen Sprung in den Abgrund entrinnt. Weise geworden, dass Leben die Freiheit bedeutet, Fehler zu machen, aus denen man lernt, gelangt er als alter Mann nachhause, wo er seinen Nachfolger trifft, der sich wie er auf die Reise macht.

Diese so unterschiedlichen Lebensphasen bebildert – und das darf man vor dem Hintergrund obiger Frage, ob es Musik zum Film oder Film zur Musik sei, genau so synästhetisch sagen – die Musik, die sich als „alles außer Schlager“ stilistisch zwischen Blues, Rock, Singer-Songwriting, Easy Listening und atmospärischen Soundscapes bewegt. Auch die Titel sprechen für sich: „Aching Patience“ (schmerzhafte Geduld) steht zwischen „Open Your Mind“ und „Own Your Mind“. Das ist als geradezu philosophisches Programm und Botschaft von Musik und Film, Filmmusik und Musikfilm, zu verstehen: Ziel des Lebens ist nicht nur, den Geist zu öffnen, sondern ihn sich auch anzueignen.

Musik und Filmepisoden sind auf dem Youtube-Kanal von Kjell Sönksen und unter folgendem Link zu hören und zu sehen: trimonic.spread.link/the-freedom-to-make-mista.