Kieler Filmteam drehte ein doppeltes Künstlerporträt für die Reihe „Tandem“

Von Jörg Meyer

Kiel. „Wir sitzen alle in einem Boot, Musiker können nicht auftreten, bildende Künstler nicht ausstellen“, sagt der Kieler Bildhauer Giotto Bente. Und Filmemacher können in Corona-Zeiten keine Filme machen, geschweige auf die Leinwand erneut geschlossener Kinos bringen, könnte man ergänzen. Doch im Rahmen des Kulturfestivals SH haben Landeskulturverband und Landesregierung das neue Format „Tandem“ entwickelt, das aus der Not eine Tugend macht, und dafür großzügige Fördermittel bereitstellt.

Seit September sind acht Filmteams aus dem Lande unterwegs, um filmische Kurzporträts von rund 30 bildenden Künstlerinnen und Künstlern aus Schleswig-Holstein zu drehen, darunter auch die Kieler Filmemacher Helmut Schulzeck und Bernd Fiedler. Bei den Kieler Ateliertagen besuchten sie bereits die Keramikerinnen Keun Woo Lee und Meng-Chan Yu mit der Kamera. Mit Giotto Bente wurde das Tandem sozusagen zum Dreirad, zum „Dreiklang“ (Helmut Schulzeck) erweitert, denn Bente hat das Itzehoer Singer-Songwriter-Duo Horn & Seide in sein Atelier eingeladen, um es live in einer Ton-Plastik zu porträtieren. „Normalerweise arbeite ich ja mit Holz“, erzählt der in Amsterdam aufgewachsene Bente. „Aber ich kann ja hier nicht mit Hammer und Stecheisen die Musik zerkloppen“, scherzt er. „Warum nicht? Wenn’s im Rhythmus ist …“, lacht Gitarrist Peter Horn, der mit Sängerin Stephanie Seidenspinner das Lied „Sternschnuppe“ mitgebracht hat.

Mobil am Modellieren: Regisseur Helmut Schulzeck (Mitte) freut sich, wie Kameramann Bernd Fiedler Bildhauer Giotto Bente (rechts) in Szene setzt. (Foto: ögyr)

Aber Scherz beiseite. „Ton ist ein schnelleres, musikalischeres Material“, begründet Bente, warum er hier gleichsam Ton in Ton übersetzt, und legt schon mal Hand an zwei noch recht unförmige Tonblöcke. Diese Beweglichkeit von Modellieren und Musik versucht auch Bernd Fiedler einzufangen. Mit seiner Handkamera am von ihm erfundenen „Steady Grip“ ist er ständig in Bewegung, geht nah ran an die den Ton und die Töne formenden Hände, verschiebt die Schärfe von der entstehenden Skulptur zu den Musikern und fängt so den Dialog zwischen Bildhauer und Musikern ungemein lebendig ein, wie sich später in Helmut Schulzecks Schnitt zeigt. Weiters Filmmaterial liefern zwei feste Kameras, die Torsten Pinne, der auch den Filmton macht, bedient.

Drei Takes genügen dem hoch professionell zusammenarbeitenden Team. Ein hinterher noch gedrehtes Interview passt schon kaum noch in den auf drei Minuten begrenzten Film. „Wir hätten Material für 15 Minuten“, erzählt Schulzeck und hat neben dem Dreiminüter, der wie die anderen Tandems in Kürze auf www.kulturfestival.sh zu sehen ist, auch noch eine sechs-minütige Langfassung erstellt.

„Wünsch dir was, wünsch mir was“, heißt es im Refrain der „Sternschnuppe“ von Horn & Seide. Regisseur Helmut Schulzeck wünscht sich deshalb bezüglich der Reihe „Tandem“ auch noch etwas: nämlich „eine solche Kulturförderung, die hiesige Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Genres, die die Kulturszene aufs fruchtbarste bereichern und deren Fundament darstellen, zusammenbringt – und das institutionalisiert, nicht nur als Unterstützung zu Corona-Zeiten“. In der Tat könnte man sich ein so kreatives Format wie die „Tandems“ auch nach Corona vorstellen. Die Krise wäre dann kein Hindernis, sondern ein Katalysator für die Kultur.

Die Langfassung von „Giotto Bente porträtiert Horn & Seide“ ist auf www.vimeo.com/hschulzeck zu sehen.