Preisverleihung des Jungen Literaturpreises Schleswig-Holstein 2021

Von Jörg Meyer

Kiel. Endlich konnte der Freundeskreis des Literaturhauses Schleswig-Holstein e.V., bereits zum fünften Mal Ausrichter des Jungen Literaturpreises Schleswig-Holstein, die Preise am 22. Juni 2021 wieder in Präsenz verleihen – wenn auch aufgrund der noch geltenden Hygieneregeln in kleinem Kreis.

Das Preisgeld, dazu vier Extrapreise in diesem besonderen Jahr, wurde dankenswerterweise von Immobilien Schütt und Mitgliedern des Freundeskreises gestiftet. Die drei Preisträgerinnen kommen aus Ascheffel, Reinbek und Uetersen. Während Wettbewerbsteilnehmer*innen aus Kiel in den Vorjahren in der Überzahl waren, sind diesmal nur fünf von 36 Einsendungen aus der Landeshauptstadt. Der Junge Literaturpreis ist also im ganzen Land angekommen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer*innen, der sich an 14- bis 20-Jährige richtet, beträgt 17 Jahre.

Die Themen der Beiträge kreisen um das eigene Selbst, setzen sich mit Anderssein, Einschränkungen und Todessehnsucht, aber auch Heimat, Liebe und Freundschaft auseinander. Alle Teilnehmer*innen konnten sich erstmalig um ein würdigendes Gespräch mit einer/m der fünf Juror*innen bewerben, eine Neuerung, die sicher noch einen größeren Raum bekommt, wenn mehr Gäste zugelassen sind.

Wie schon in den letzten Jahren sind die drei bestplatzierten Texte in den Wochen vom 5.7. bis 15.8. am Literaturtelefon Kiel zu hören (Tel.: 0431-901-8888, online: www.literaturtelefon-online.de). Zu lesen sind sie in Kürze auf der Website des Vereins (www.flsh-kiel.de).

Der 1. Preis ging an Hannah Budde (20) aus Ascheffel für ihren Text „Links – rechts“. Der Titel verweist auf die rhythmischen Bewegungen des Stocks eines blinden Menschen. Die Jury lobte: Die Autorin „gestaltet darin ein Gedankenspiel, das vermutlich jeden von uns einmal beschäftigt hat, besonders als Kind oder als Heranwachsenden: die Weltwahrnehmung des erblindeten Menschen (…) Wie wunderbar die vier Sinne sind, die dem Menschen dann bleiben, wie viel Wirklichkeit er durch sie wahrnehmen kann“, habe die Autorin „einfühlsam und nachvollziehbar in ihrem Text gestaltet“.

Den 2. Preis gewann Reinbeker Schülerin Jana Nabea Schwarz (17) für ihre Freundschafts- und Liebesgeschichte „Elio und Mathilda“. Die Jury lobte den Text wie folgt: „Warum unter den vielen ’alten, doch immer neu bleibenden’ Boy-meets-Girl-Geschichten nun noch eine, fragt man sich. Nun, weil es der Autorin gelingt, eine Coming-of-Age-Geschichte von zehn Jahren erzählter Zeit – Stoff für einen ganzen Entwicklungsroman – in einer Erzähl- bzw. Lesezeit von 20 Minuten zu komprimieren. Weil es der Autorin gelingt, große Zeitsprünge zu überwinden, ohne den Faden, den Zusammenhang, noch die Spannung zu verlieren.”

Den 3. Preis verlieh die Jury an die inzwischen in Münster studierende Jelis Hoedtke aus Uetersen für „Der magische Schnuller“. Die Jury über den Text: „Die Autorin schildert ein Kind, in dessen Seele kränkende Bilder der Umwelt ungeschützt hineinfallen. Wehrlos ist es ausgeliefert. Der Schnuller wird Mittel zum Über-Leben. Nuckeln kann die Welt hinter dem Schnuller ins Gleichgewicht bringen – feinsinnig in der Gute-Nacht-Geschichte des Textes geschildert (…) Jelis Hoedtke gelingt es, den Text doppelbödig aufzuspalten, in krasse Gesellschaftskritik kippen zu lassen.”